In den warmen Monaten des Jahres zeigen unsere heimischen Insekten ihre bunte Vielfalt. Doch sie verschwinden, sobald die Temperaturen sinken und tauchen erst im nächsten Frühjahr wieder auf. Den Winter verbringen sie mehr oder weniger geschützt vor Kälte, Eis und Schnee.

Winterquartiere der Insekten

Doch wohin haben sie sich eigentlich verkrochen?
Unter den heimischen Insekten sind wahre Überlebenskünstler mit ausgeklügelten Strategien, um die kalte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen. So mancher Schmetterling ist Langstreckenflieger. Der Distelfalter zum Beispiel flattert in Schwärmen hunderte Kilometer weit in wärmere Gefilde. Daneben gibt es kälteresistentere Arten, wie den Kleinen Kohlweißling oder das Taubenschwänzchen, die in unterschiedlichen Entwicklungsstadien als vollentwickelter Falter, als Puppe, Raupe oder Ei den Winter hier bei uns überstehen.

Abbildung 1 Dieser Kleine Kohlweißling überwintert als Puppe und schlüpft erst nach dem Winter als fertiger Schmetterling aus seinem Kokon. Äste an denen Insekten in verschiedenen Entwicklungsstadien überwintern, sollten daher vor dem Winter nicht entfernt werden. (Foto: Ralph Sturm)
Abbildung 2 Taubenschwänzchen suchen als ausgewachsene Falter einen Unterschlupf. Hier hat ein Exemplar Schutz in einem aufgerollten Blatt gefunden. Laubhaufen im Garten sind der Art stets willkommen. (Foto: Ralph Sturm)

Weitere Insekten tun es ihnen gleich und suchen sich bei Anbruch des nasskalten Wetters einen Rückzugsort. Zu Hauf verschwinden Käfer und Wanzen in Hohlräumen, Ritzen und Laubhaufen. Einige Arten, wie die Kierfernzapfenwanze, können sich dank spezieller Anpassungen auch direkt den eisigen Temperaturen aussetzen.

Abbildung 4 Diese Kiefernzapfenwanze hat sich an einem Kiefernzweig komplett einschneien lassen. Dank ihrer Frostresistenz kann sie mit dem Verschwinden des Schnees wieder auftauen, ohne Schäden davon zu tragen. (Foto: Ralph Sturm)

Vertreter der Laufkäfer überwintern oftmals als Larve oder als Käfer im Boden, ebenso wie viele unserer heimischen Wildbienenarten. Bestimmte Wildbienen finden zudem in Baumhöhlen oder Pflanzenstängeln ein passendes Quartier für sich oder ihren Nachwuchs. Sie werden etwa von Holz- oder Keulhornbienen genutzt. Wichtig ist, dass die Bienen Bruchstellen finden, über die sie hineingelangen können, und dass die Pflanzenteile bis zum Frühjahr stehen gelassen werden.

Unterschlupfmöglichkeiten in Gärten

Vor allem in einer strukturreichen, naturnahen Umgebung finden die Insekten ihre bevorzugten Verstecke. Hier können auch Gartenbesitzer einen wichtigen Beitrag zum Insektenschutz leisten. Deutschlandweit gibt es etwa 20 Millionen Gärten und Kleingärten, die rund drei Prozent der Fläche Deutschlands ausmachen. Das mag nicht viel erscheinen, aber entscheidend ist, wie insektenfreundlich die Gärten gestaltet sind – auch in der kalten Jahreszeit. Um den Insekten die erwähnten Unterschlupfmöglichkeiten zu erhalten, sollten bei den alljährlichen Herbstarbeiten im Garten die Stängel verblühter Stauden stehen gelassen, abfallendes Laub von Bäumen in Haufen unter Sträuchern gesammelt und am besten gesichert werden und die Sträucher selbst nicht zurückgeschnitten werden. Will man etwas für den Insektenschutz tun, sollte man damit bis zum nächsten Frühling warten, wenn die Sechsbeiner Ihre Winterquartiere wieder verlassen haben.

(Fotos: Ralph Sturm und Hans Niedernhuber)

Stauden und Sträucher mit hohlen oder markigen Stängeln wie Königskerze, Nachtkerze oder Brombeere werden von manchen Wildbienenarten als Winterquartier genutzt. Überwinternde Insekten sind auch unter ihren Blättern vor Kälte geschützt. Sie verleihen dem winterlichen Garten Struktur und damit Abwechslung. Daher sollten sie erst zurückgeschnitten werden, wenn die neuen Triebe im Frühling etwa 5-10 cm ausgetrieben haben. (Foto: Johann Niedernhuber)