„Die Gefahr einer Einschleppung nach Bayern ist ungebrochen hoch"
In Zeiten der Corona-Pandemie sind Tierseuchen wie die Afrikanische Schweinepest in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund gerückt. Dies hat sich nun geändert, da in Brandenburg kürzlich zum ersten Mal Fälle von Afrikanischer Schweinepest bei verendeten Wildschweinen in Deutschland aufgetreten sind.
Auch im Veterinäramt des Landkreises Straubing-Bogen verfolgt man die Lage genau. „Die Gefahr einer Einschleppung nach Bayern ist ungebrochen hoch“, sagt Martin Sansoni, Leiter des Veterinäramtes. Da an der deutschen Ostgrenze in Brandenburg der Seuchenfall schon seit längerem nur noch 12 Kilometer auf polnischer Seite entfernt war, „ist das Übergreifen auf Deutschland eher eine Frage des Wann als des Ob gewesen“, betont Sansoni. Im Landkreis sieht man sich für die Gefahr gerüstet: So fanden in diesem Jahr im Januar und März bereits zwei Informationsveranstaltungen statt. Eine gemeinsam mit Stadt Straubing, Koordinierungsgruppe, Landwirtschaftsamt und den Sachgebieten Öffentliche Sicherheit und Ordnung und Katastrophenschutz und eine mit Jägerschaft, Landwirtschaft, Unteren Jagdbehörde, Bayerischen Staatsforsten, Polizei, THW, Feuerwehr und verschiedensten Teilen der Verwaltung.
„Bei diesen Veranstaltungen ging es darum, noch einmal für die Thematik zu sensibilisieren und für den Fall der Fälle bestens gerüstet zu sein“, erläutert Sansoni. Auch eine praktische Bergeübung Ende 2019 trug ihren Teil dazu bei, auf bestimmte Szenarien vorbereitet zu sein. „Prävention ist und bleibt aber unser erstes und oberstes Ziel“, macht Sansoni deutlich und führt noch einmal die wichtigsten Punkte in diesem Bereich an:
- Strikte Einhaltung von Bestandshygienemaßnahmen in Schweinehaltungen, insbesondere wenn Schweinehalter gleichzeitig auch Jäger sind
- Aufklärung von in der deutschen Landwirtschaft Tätigen aus ASP-betroffenen Ländern
- kein illegales Verfüttern oder unsachgemäßes Entsorgen von Speiseabfällen
- Meldung verendeter oder krank angesprochener Wildschweine sowie Meldung von Anstiegen der beobachteten Fallwildzahlen in einzelnen Revieren an das zuständige Veterinäramt und an die entsprechende Jagdbehörde
- Verstärkte Untersuchung, besonders von verendeten, verunfallten oder krank angesprochenen Wildschweinen (Fallwild)
- Einhaltung von Hygienemaßnahmen bei der Wildschweinjagd, besonders im Hinblick auf Aufbruchmaterial, evtl. Desinfektionsmaßnahmen vor Ort
Bisher funktionieren die Maßnahmen zur Verhinderung einer Weiterverbreitung in Bayern, wie verstärke Hygienemaßnahmen, mehrsprachige Information an grenznahen Rastplätzen bezüglich Essensresten, Aufklärung, Bejagung. Wie lange die Null aber noch stehen wird, lässt sich seriös kaum vorhersagen. „Daher ist es wichtig, alles Mögliche und notwendige zu unternehmen und die Seuche ernst zu nehmen“, betont Martin Sansoni und bittet alle Jäger, auch weiterhin alle tot aufgefundenen oder auffälligen Wildschweine (Bewegungsunlust, Desorientiertheit und fehlender Fluchtbereitschaft) unverzüglich dem Veterinäramt zu melden. Die Jäger sollten den Fundort markieren, Kontakt mit dem toten Tier vermeiden, Kleidung reinigen und desinfizieren. Die Bergung und weitere Untersuchung wird dann vom Veterinäramt vorgenommen. Die Untersuchungen finden derzeit noch im Rahmen des ASP Monitoring-Verfahrens statt, das heißt bei verendet aufgefundenen oder auffällig gewordenen Wildschweinen werden Proben entnommen und zur Untersuchung an das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) geschickt. Sollten diese positiv sein, müssen die Ergebnisse zusätzlich vom nationalen Referenzlabor (Friedrich-Loeffler-Institut) final bestätigt werden.