Fluchterlebnisse aus erster Hand, die zum Nachdenken anregen
Auch Landrat Josef Laumer zeigte sich bei der Eröffnung der Ausstellung „Schau hin! Ein Blick in das Leben geflüchteter Schüler“ im Foyer des Landratsamtes Straubing-Bogen am Freitag beeindruckt. „Es dient der Aufklärung, wenn man die Fluchterlebnisse aus erster Hand erzählt bekommt“, so der Landrat.
Im Schuljahr 2016/2017 haben afghanische und syrische Schüler der Berufsintegrationsklassen an der Marianne-Rosenbaum-Schule, Staatliche Berufsschule III, Straubing, in Kooperation mit dem Deutschen Erwachsenen-Bildungswerk Straubing diese besondere Ausstellung erarbeitet, die als Wanderausstellung bereits in mehreren Behörden und Schulen in Ostbayern zu sehen war. Verantwortlich für das Projekt sind die Kulturwissenschaftlerin Claudia Eisenrieder vom DEB sowie Oberstudienrätin Pia Röder. Noch bis 29. Juni ist die Ausstellung zu den üblichen Öffnungszeiten im Landratsamt zu besichtigen. „Das Landratsamt ist ja gut frequentiert und ich hoffe, dass viele Menschen sich die Ausstellung ansehen und nachdenken“, bekräftigt Josef Laumer.
Dreizehn junge Asylbewerber berichten dabei in Aufstellern blitzlichtartig über ihre Flucht, Heimat und Familie, Kultur und das neue Leben in Deutschland. Sie erzählen von der Notwendigkeit des frühen Erwachsenwerdens, von zerbrochenen Träumen, neuen Hoffnungen und Wegen. Den Kern der Schau bilden die Erinnerungen und Erkenntnisse dieser Jugendlichen. Jeder Schüler wird auf drei Ebenen präsentiert: anhand eines selbst verfassten Erfahrungsberichts, eines im Bild dargestellten persönlichen oder symbolischen Erinnerungsgegenstandes sowie einer lebensgroßen Portraitaufnahme. Schulleiter Johann Dilger zeigte sich erfreut, dass die Wanderausstellung, nun auch im Landratsamt Straubing gastiert. „Das zeigt, welcher Geist hier in diesem Landratsamt herrscht, das ist sehr erfreulich. Der Titel Schau hin ist ja ganz bewusst gewählt. Die Menschen sollen genau hinschauen, denn es gibt viele Flüchtlinge mit schweren Schicksalen.“
Claudia Eisenrieder stellte die Schicksale der Flüchtlinge kurz vor und Pia Röder ging auf die Projektumsetzung ein. „Es war ein gewaltiges Projekt, aber man kann heute sagen, dass es sehr erfolgreich war.“
Einig waren sich alle in einem entscheidenden Punkt: Es wird derzeit zu viel pauschalisiert. „Das darf nicht sein. Man muss Unterscheidungen treffen“, sagt Landrat Josef Laumer zu diesem Punkt. „Schwere Straftaten dürfen nicht geduldet werden, aber es gibt Schicksale, die unsere Hilfe benötigen.“ Pauschalvorurteile abzubauen, dazu soll diese Ausstellung beitragen.
Foto: Landrat Josef Laumer, Schulleiter Johann Dilger, Oberstudienrätin Pia Röder, Kreisrätin Anita Karl und Kulturwissenschaftlerin Claudia Eisenrieder (von links) beim Durchgang durch die Ausstellung im Foyer des Landratsamtes.