"Eine Handwerkskunst, bei der viel Leidenschaft im Spiel ist"
Bäcker – ein Beruf, der in den Köpfen der Menschen häufig mit harter körperlicher Arbeit und unbeliebten Arbeitszeiten in Verbindung gebracht wird, der aber vor allem auch für Kreativität und großen Gestaltungsspielraum steht und sich in den letzten Jahren stark gewandelt hat. Wie sieht die Situation in der Branche im Landkreis Straubing-Bogen aus? Davon überzeugte sich Landrat Josef Laumer zusammen mit Wirtschaftsreferent Martin Köck und dem Sachgebietsleiter Wirtschaft, Klaus Achatz, persönlich beim Gäubodenbäcker Hahn in Geiselhöring.
„Backen ist eine Kunst – eine Handwerkskunst, bei der viel Leidenschaft mit im Spiel ist. Der Bäcker kann kreativ sein, hochwertige Produkte schaffen und sieht am Ende des Tages das Ergebnis seiner Arbeit. Dabei ist Qualität für uns das Allerwichtigste“, erklärte Geschäftsführer Rudolf Hahn beim Rundgang durch die Backstube, „und das wollen wir auch weitergeben an die zukünftigen Generationen“. Der Bäckereibetrieb wird bereits in der fünften Generation erfolgreich geführt, die beiden Söhne Maximilian und Benedikt der Familie Hahn leiten heute bereits den Vertrieb. „Das freut mich natürlich besonders zu hören, dass einer erfolgreichen Zukunft mit so motivierten jungen Leuten nichts im Wege steht“, lobte Landrat Josef Laumer die Perspektive des Unternehmens.
Insgesamt gut 800 Rezepte sind allein in Geiselhöring hinterlegt. „Das sind alles eigene Rezepturen, die haben wir alle selbst entwickelt“, sagt Hahn nicht ohne Stolz. Zirka 60 bis 65 unterschiedliche Produkte aus dem reichhaltigen Fundus werden täglich hergestellt. Am meisten Brezen und Gäubodenweckerl. „Das geht jeweils in die Zehntausende, was wir da pro Tag produzieren“, so Hahn. Beim Brot ist der Urlaib am beliebtesten, eine große Stückzahl der drei Sorten, ‚Unser Kräftiger‘, Unser Körniger‘, ‚ Unser Würziger‘ gehen tagtäglich durch die Backstube. „Die Mengen sind im Großen und Ganzen immer gleich“, plaudert Hahn aus dem Nähkästchen. „Am Wochenende produzieren wir aber ein bisschen mehr Torten und der Montag ist der Tag, an dem Brot am meisten nachgefragt wird.“ Mit den Backwaren, die nicht verkauft werden, unterstützt der Gäubodenbäcker die ‚Tafeln‘. Ein weiterer Teil der Retoure geht an die Biogasanlage, bzw. als Futtermittel in die Schweinemast. Zurück in die Bäckerei dürfen die Produkte aus gesetzlichen Gründen nicht.
Was beim Rundgang durch die Produktion besonders auffällt: Die Digitalisierung macht auch vor dieser Branche nicht Halt. Neben hochmodernen Maschinen und Backöfen („Wir sind auf dem allerneuesten Stand der Technik“, so Hahn) sticht vor allem das digitale Verteilsystem für die Lieferanten ins Auge, das bereits seit vielen Jahren die Verteilung der Backwaren auf die Fachgeschäfte regelt. Digitalisierung bedeutet aber auch, dass gut ausgebildete Fachkräfte immer wichtiger werden, jedoch immer schwieriger zu finden sind. So konnten zwar auch im Jahr 2018 Azubis in Verwaltung und Verkauf eingestellt werden, für die Produktion fand sich aber niemand. Klare Worte gerade auch zu aktuellen politischen Diskussionen findet Rudi Hahn dazu: „Wenn wir unsere nicht deutschstämmigen Mitarbeiter nicht hätten, könnten wir morgen zusperren. Das muss man so deutlich sagen.“
Dass die Arbeit in einem Bäckereibetrieb manchmal schweißtreibend sein kann, liegt auf der Hand. „Aber wo hat man schon die Möglichkeit, sich kreativ so auszuleben und am Ende des Tages sagen zu können, man hat die Leute da draußen mit seinen Produkten glücklich gemacht?“, merkte Landrat Josef Laumer an. Denn bei aller Automatisierung und Digitalisierung – die Grundlagen werden immer noch per Handarbeit gelegt. „Darauf sind wir stolz, denn Qualität und Service sind unsere Merkmale. Wir wollen und können nicht billig, sondern wir stellen hochwertige Lebensmittel her und bezahlen auch unsere Mitarbeiter ordentlich“, machte Hahn deutlich, der auch die Veränderungen in der Branche skizzierte. „Früher hatten wir eine fünf Meter lange Brottheke im Laden und noch ein paar Produkte dazu. Heute sind das Erlebnis-Cafés. Das hätte sich mein Vater nie vorstellen können, wie sich das entwickelt. Aber die Leute wollen das heute so: Sie wollen gemeinsam im Café frühstücken, wollen um 7 Uhr früh ein gefülltes Foccacia und sich mittags auf ein kleines Gericht treffen.“
In einer abschließenden Gesprächsrunde lag der Fokus vor allem auf der Frage, wie Branchen wie das Bäckerhandwerk wieder attraktiver gestaltet werden können. „Man muss herausstellen, was diesen Beruf ausmacht. Alte Vorurteile stimmen längst nicht mehr“, meinte Landrat Josef Laumer mit Blick auf den Zwei-Schicht-Betrieb aus Tag- und Abendschicht. „Wir müssen unseren Mitarbeitern einen Grund geben, jeden Tag gerne wieder zu uns zu kommen“, betonte Geschäftsführer Rudolf Hahn. Als Beispiele nennt er unter anderem ein Motivationssystem für Azubis, bei dem sich die jungen Leute jeden Monat zusätzlich Geld verdienen können durch Punkte wie ein ordentlich geführtes Berichtsheft oder Höflichkeit gegenüber Kollegen. Dass die persönliche Unterstützung der Auszubildenden – in diesem Fall durch Chefin Martina Hahn - besonders wichtig ist, darüber sind sich der Landrat und der Bäckermeister einig. Ein weiterer Anreiz sind die ausgezeichneten Aufstiegschancen innerhalb des Betriebes, welche Hahn am Beispiel einer jungen Mitarbeiterin verdeutlicht, die bereits mehrere Stufen entlang der Karriereleiter erklommen hat und mit 21 Jahren von der Verkäuferin über die Filialleiterin bereits zur Bereichsleiterin mit 40 Mitarbeitern aufgestiegen ist. „Wir sind da auch selbst gefordert, die Leute auszubilden und ihnen Chancen zu geben. Wir haben alle Personen in Schlüsselpositionen selbst im Betrieb ausgebildet“, sagt Hahn. In dessen Backstube in Geiselhöring arbeiten rund 100 Mitarbeiter in Bäckerei, Konditorei, Vertrieb und Verwaltung. Dazu kommen noch etwa 400 Verkaufskräfte in den knapp 50 Gäubodenbäcker-Fachgeschäften.
Sachgebietsleiter Klaus Achatz brachte es abschließend auf den Punkt: „Bei uns gibt es das Stichwort ‚Karriere im Landkreis‘ – bei Ihnen ist es die ‚Karriere im Unternehmen‘. Es gibt vielfältige Aufstiegschancen und das ist ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten, die Handwerksberufe bieten.“
Foto: Die Delegation aus dem Landratsamt mit Wirtschaftsreferent Martin Köck, Landrat Josef Laumer, dem 2. Bürgermeister der Stadt Geiselhöring, Harry Büttner, dem Persönlichen Referenten des Landrats, Tobias Welck und Sachgebietsleiter Klaus Achatz (von rechts) zu Besuch bei Gäubodenbäcker Rudolf Hahn (2. von links), seiner Frau Martina und dem Produktionsleiter Christian Wanninger sowie zwei Mitarbeitern des Betriebs.