Kinder zwischen zwei Welten
Auf Einladung der sechs niederbayerischen Jugendämter aus den Kreisen Kelheim, Landshut, Dingolfing-Landau, Straubing-Bogen und den kreisfreien Städten Landshut und Straubing fand am vergangenen Wochenende ein Vortrag des renommierten Familientherapeuten Dr. phil. Hermann Scheuerer-Englisch im großen Sitzungssaal des Landratsamtes als Fortbildungsveranstaltung für Pflegeeltern statt.
In seinem Grußwort zu Beginn würdigte der stellvertretende Landrat Andreas Aichinger das alltägliche Engagement der Pflegeeltern, als „wertvollen Beitrag für Kinder, welche in ihrem Elternhaus oftmals traumatische Erfahrungen gemacht hatten. Gerade in schwierigen gesamtgesellschaftlichen Zeiten ist der ehrenamtliche Einsatz der Pflegeeltern umso wichtiger und eine unersetzliche Säule in der Jugendhilfe“, so Aichinger.
Mehr als 80 Zuhörende folgten der dreistündigen Präsentation des langjährigen Leiters der Erziehungsberatungsstelle Regensburg aufmerksam und interessiert. Auch Dr. Scheuerer-Englisch würdigte die Arbeit der Pflegeeltern und stellte fest: „Sie sind diejenigen, welche Kindern Sicherheit und Vertrauen schenken.“
Im ersten Teil des Vortrages wurde ausführlich über die Unterschiede zwischen der Situation in der Herkunftsfamilie und der Pflegefamilie eingegangen. „Bindung ist kein Selbstzweck, sondern hat die Aufgabe, dass sich ein Kind sicher in seiner Umgebung entwickeln kann“, stellt Dr. Scheuerer-Englisch fest. Gerade Pflegekinder mussten in den ersten Lebensjahren die Erfahrung machen, dass sie sich nur auf sich selbst, nicht aber auf die Erwachsenen verlassen können.
Mit Hilfe verschiedener Filmsequenzen aus einer ARD-Reportage, mit dem Titel „Himmel und Erde“ wurden die Sichtweisen und Erfahrungen von verschiedenen Pflegekindern deutlich beschrieben. Mit Forschungsergebnissen des Dt. Jugendinstituts, welche Studien über Pflegekinder über mehrere Jahre durchführten, wurde beschrieben, welche vielseitigen Möglichkeiten für Pflegefamilie bestehen, durch ihre tägliche Arbeit, den ihnen anvertrauten Pflegekindern positive Bindungserfahrungen anbieten zu können: „Im Rahmen von Besuchskontakten zur Herkunftsfamilie können Pflegekinder einerseits die Kontakte zu leiblichen Elternteilen und Geschwistern aufrecht erhalten und gleichzeitig positive Erfahrungen im sicheren Hafen der Pflegefamilie sammeln.“ Besonders wichtig sei hierbei, nach Meinung des Familientherapeuten, ein ehrlicher und offener Umgang unter den Beteiligten.
Am Ende der Veranstaltung wurden die Pflegeeltern dazu ermutigt, in ihrer weiteren Aufgabe stets ein offenes Ohr und ihr Verständnis gegenüber den kindlichen Erfahrungen bei zu behalten. Durch ihre Toleranz gegenüber den Herkunftseltern erhalten die ihnen anvertrauten Pflegekinder die Möglichkeit, während der Betreuung auf Zeit in der Pflegfamilie, den Kontakt zur leiblichen Familien aufrecht zu halten und gleichzeitig den nötigen Schutz zu erhalten.
Der Pflegekinderdienst ist auch weiterhin auf der Suche nach Familien, die sich die Aufnahme eines Kindes vorstellen können. Bei Interesse können Informationen unter folgenden Nummern eingeholt werden: Frau Ostermeier 09421/973-540 oder Frau Kaiser 09421/973-522.