"Der Schutz der Öffentlichkeit hat für mich oberste Priorität"
Nach dem Polizeieinsatz in der therapeutischen Wohngruppe für unbegleitete Minderjährige am Wochenende in Hirschberg (Gemeinde Falkenfels) bat Landrat Josef Laumer zu einem Gespräch mit Träger, Polizei, Bürgermeister, Jugend- und Ausländeramt sowie der Heimaufsicht der Regierung von Niederbayern.
„So etwas soll mit allen gegebenen Mitteln in Zukunft verhindert werden und darf nicht mehr vorkommen“, begründet der Landrat die umgehende Einberufung des Termins. „Die Menschen vor Ort fühlen sich nicht mehr sicher. Unsere Aufgabe ist es aber, für die Menschen in unserer Region da zu sein. Der Schutz der Öffentlichkeit hat für mich absolute Priorität.“ Er habe zahlreiche Zuschriften bekommen, in denen Anlieger ihre Besorgnis äußern. „Das nehmen wir sehr ernst“, so Laumer.
Träger der Einrichtung ist der Verein „Betreuungsverein 1:1 soziale Partnerschaften e.V.“. In der Unterkunft befanden sich zuletzt sieben Jugendliche, die von vier verschiedenen bayerischen Jugendämtern geschickt wurden.
Der Runde Tisch brachte auch bereits erste Ergebnisse: So werden die drei Haupträdelsführer nicht mehr nach Hirschberg zurückkehren. Am Samstag hatten vier Jugendliche in der Unterkunft randaliert und nach neuesten Erkenntnissen einen Sachschaden von rund 4.000 Euro angerichtet, womit die erste Schadenssumme deutlich nach unten korrigiert wurde. Im und am Haus selbst wurden Einrichtungsgegenstände und Fenster zerstört, hier liegt der Schaden bei gut 2.000 Euro. Diesen Schaden trägt der Verein. Hinzu kommt eine zerstörte Windschutzscheibe bei einem Polizeiauto, die Kosten hierfür werden auf gut 1.000 Euro beziffert. „Es ist nicht so, dass die Einrichtung vollständig zerstört wäre, wie teilweise zu lesen war“, widersprach der Geschäftsführer des Betreuungsvereins den teilweise kursierenden Berichten. Der Betreuungsverein suchte zudem bereits das Gespräch mit den direkten Nachbarn.
Die Einrichtung ist die einzige therapeutische Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Niederbayern und somit ein wichtiger Bestandteil der Jugendhilfe. In der Einrichtung sind traumatisierte und psychisch auffällige Jugendliche untergebracht. Sie richtet sich also an eine spezielle Klientel. Allerdings soll es künftig ein anderes Krisen- und Schutzkonzept geben, zudem wird die Höchstzahl der Belegung auf sechs festgesetzt. Außerdem kündigte der Trägerverein eine Verlegung der Unterkunft an, sobald andernorts eine passende Räumlichkeit gefunden wird. Derzeit ist die Unterkunft noch geschlossen, ein Wiedereröffnungstermin steht noch nicht fest.
„Vorfälle wie am Samstag sind absolut schädlich und nicht hinnehmbar“, machte Landrat Laumer abschließend deutlich. „Der Staat darf vor solchen Jugendlichen nicht kapitulieren. Man darf aber auch nicht vergessen, dass sich mehrere Bewohner der Einrichtung auch während der Randale vorbildlich verhalten hatten und nicht an den Aktionen beteiligt haben. Im Gegenteil, diese haben sogar einen Notruf abgesetzt. Mit den jetzt getroffenen Vereinbarungen soll gezeigt werden, dass die Sorgen und Ängste der Bevölkerung erst genommen und Maßnahmen ergriffen werden.“