"Das ist gelebte Inklusion"
Slackline, Traumfänger basteln, gipsen – im Hof der Ludmilla-Realschule in Bogen war in den letzten Tagen trotz der Ferien mächtig was los. Denn 50 Kinder – darunter 15 Behinderte – und 20 Betreuer aus dem Markt Altomünster (Landkreis Dachau) führten von Sonntag bis Freitag das jährliche Inklusionszeltlager unter der Leitung des gemeindlichen Jugendpflegers Marlon Köhler in Bogen im Landkreis Straubing-Bogen durch.
Bereits zum zweiten Mal in Folge waren die Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit ihren Betreuern an der Ludmilla-Realschule zu Gast. „Dieser Ort ist ein Glücksfall“, meinte Altomünsters Bürgermeister Anton Kerle, der am Mittwoch extra angereist kam, um sich direkt vor Ort ein Bild zu machen. Dabei kam es auch zu einem Treffen mit Landrat Josef Laumer, der dem Inklusionszeltlager wie im Vorjahr einen Besuch abstattete. „Ich habe die Schule gerne wieder geöffnet“, so Schulleiter Werner Groß. „Die Zusammenarbeit mit den Gästen aus Altomünster ist vorbildlich.“
Beeindruckt zeigte sich auch Landrat Josef Laumer vom Konzept. Denn Inklusion wird bei dieser Veranstaltung wirklich gelebt. „Es ist nicht so, dass es bei uns Zelte oder Räume gibt, die nur für Behinderte oder Nicht-Behinderte sind. Bei uns sind die Gruppen immer gemischt. Das bedeutet natürlich mehr Aufwand, aber deshalb haben wir auch so viele Betreuer dabei“, erläuterte Marlon Köhler das Konzept. Auch tagsüber sollen alle alles zusammen und gemeinsam machen. „Deshalb verzichten wir zum Beispiel auch auf sportliche Wettkämpfe, weil da der Ehrgeiz vielleicht zu sehr durchkommt.“ Alleine beim Besuch von Anton Kerle und Josef Laumer war zu erkennen, wie an den einzelnen Spiel- und Bastelstationen zusammengearbeitet und gegenseitig geholfen wird. Womit ein wichtiger Zweck dieses Inklusionszeltlagers für beide Seiten schon einmal erfüllt ist. „Das ist gelebte Inklusion“, lobte Landrat Laumer. „Ich bin sehr froh, dass wir hier als Landkreis und Sachaufwandsträger der Schule auch einen Beitrag dazu leisten können.“
Ähnlich wie im Vorjahr hat Marlon Köhler übrigens viel Lob für die Bevölkerung des Landkreises und speziell in der Stadt Bogen parat. „Wenn eine so große Gruppe zum Beispiel in Bogen ins Schwimmbad geht, dann fällt das natürlich auf und die Leute fragen nach. Aber wir haben durchweg positive Reaktionen bekommen.“ Neben einem Freibad-Besuch, der bei den tropischen Temperaturen für willkommene Abwechslung sorgte, standen auch noch der Waldwipfelweg und eine Nachtwanderung auf dem Freizeit-Programm. Die Gäste aus Altomünster hatten sogar eine eigene „Küchenbrigade“ mit dabei.
Der Spaß war den Kindern und Jugendlichen anzusehen – und als Anton Kerle in die Runde fragte, wie es denn mit einer Wiederholung im kommenden Jahr aussieht, war die Meinung zu einhundert Prozent klar: „Unbedingt wieder.“ Dass es das Inklusionszeltlager des oberbayerischen Marktes 2019 zum fünften Mal gibt, steht jetzt bereits fest. Vermutlich dann aber nicht in Bogen. „Die Örtlichkeit ist perfekt und wir wollen auch nächstes Jahr wieder in eine Schule gehen. Aber es ist natürlich auch immer eine Arbeitsbelastung für die Leute hier vor Ort und da wollen wir ihnen auch einmal eine Pause gönnen und etwas anderes machen. Aber es ist uns wichtig, dass der Kontakt so gut ist, denn wir kommen in der Zukunft gerne einmal wieder“, erklärt Marlon Köhler.
Herzlich aufgenommen wird die Gruppe im Landkreis dann auf jeden Fall erneut. „Sie sind immer gern gesehene Gäste“, verdeutlichte Landrat Laumer und führte auch gleich noch einen interkommunalen Plausch über aktuelle lokalpolitische Themen mit dem Bürgermeister aus Altomünster und überreichte ein Gastgeschenk. Beide mischten sich auch immer wieder unter die Gruppen und ließen sich interessiert alles erklären. Zu einem Gang über die Slackline waren die beiden Politiker aber nicht zu bewegen. „Wir bleiben lieber mit beiden Beinen fest auf dem Boden“, lachten beiden unisono.
Foto: Marlon Köhler (gemeindlicher Jugendpfleger), Anton Kerle (Bürgermeister Markt Altomünster), Landrat Josef Laumer und Schulleiter Werner Groß (stehend hinten von rechts) beim Besuch des Inklusionszeltlagers.