Biodiversitätsberatung am Landratsamt: Nisthilfen für Wildbienen
Inzwischen werden in vielen Gärten Insekten-Nisthilfen bestückt mit Halmen und Totholz für Wildbienen und Co. angeboten. Oft werden die im Handel erhältlichen „Insektenhotels“ voller Erwartung über einen schnellen und sichtbaren Erfolg angebracht. Wenn sie nicht so gut wie erhofft angenommen werden, kann die Enttäuschung entsprechend groß sein. Für das Ausbleiben von Bewohnern gibt es aber meist gute Gründe.
Von dreiviertel unserer heimischen Wildbienen werden die Nisthilfen gar nicht angenommen, da die Arten ausschließlich im Boden nisten. Sie suchen nach offenem Boden und lockerer Erde, in die sie ihre Nistgänge und Bruthöhlen graben können wie etwa Sandbienen oder nach Kleinsäugerbauten, die sie als Nachmieter besiedeln. Erdhummelköniginnen nutzen beispielsweise verlassene Mäusebauten zur Gründung neuer Kolonien. Oberirdisch nistende Arten kann man mit zusätzlichen Nistmöglichkeiten unterstützen und in den eigenen Garten locken. Neben der Nisthilfe selbst, brauchen die Wildbienen aber zusätzlich ein reichliches Angebot an wertvollen heimischen Pollenspendern in unmittelbarer Nähe. Besonders wichtige Pflanzenfamilien sind Korb-, Schmetterlings-, Kreuz- und Lippenblütler. Im Idealfall beträgt der Abstand zwischen Nistplatz und Nahrungspflanze nicht mehr als 200 bis 300 m, besser weniger. Auf langen Flugstrecken wird nämlich zu viel Energie verbraucht, weshalb Nisthilfen ohne ein entsprechendes Nahrungsangebot für Wildbienen praktisch keinen Nutzen haben.
Auch beim Bestücken der Nisthilfen und den verwendeten Materialien gibt es einiges zu beachten. Ein Hauptbestandteil vieler Nisthilfen sind markige oder hohle Pflanzenstängel. Markgefüllte Stängel schneidet man am besten auf eine Länge von 50 bis 100 cm. Besonders gut eignet sich Brombeere. Die Stängel sollten nicht gebündelt, sondern einzeln und vertikal stehend angeboten werden. Waagerecht angeordnete Stängel werden kaum besiedelt. In der Natur suchen die Sechsbeiner nach Bruchstellen an abgeknickten Stängeln, um ins Mark zu gelangen. Im Falle der Nisthilfen dienen die Schnittstellen als Eingangspforte in die Halme. Einzig die Dreizahn-Mauerbiene kann sich auch direkt durch die zähen Stängelwände nagen. Da die meisten Wildbienen-Arten sehr klein sind, sollte der Innendurchmesser hohler Halme nicht mehr als 10 mm aufweisen. Optimalerweise sind die Öffnungen 3 bis 9 mm groß. Denn die Wildbienen verschließen die Zugänge nach dem Ablegen ihrer Brut zum Schutz vor Fressfeinden, Krankheitserregern und Parasiten.