„Die ganze Welt will MT-Propeller“
Dass die Gemeinde Atting im Landkreis Straubing-Bogen mit ihren gut 1.700 Einwohnern lebens- und liebenswert ist, weiß man schon länger. Dass sich Atting aber auch Metropole nennen darf, sollte vielen neu sein. In Sachen Propellerherstellung und -Entwicklung ist die Gemeinde vor den Toren Straubings aber dank der Firma MT-Propeller von Gerd Mühlbauer tatsächlich eine wahre Größe.
MT-Propeller ist weltweit die Nummer zwei in der Propellerherstellung, im Composite-Bereich sogar die Nummer eins. Was vor 40 Jahren mit fünf Leuten begonnen hat, ist heute eine Weltfirma mit 140 Mitarbeitern im Landkreis Straubing-Bogen, 60 in Tschechien und 20 in den USA. Zum 40-jährigen Firmenjubiläum gratulierte nun Landrat Josef Laumer persönlich, gemeinsam mit Wirtschaftsförderer Martin Köck und Attings Bürgermeister Robert Ruber.
MT-Propeller besteht aus zwei Teilbereichen – der Entwicklungs-GmbH mit Geschäftsführer Eric Greindl und der Service-GmbH mit Geschäftsführer Wolfgang Sell. Letztere führt Wartung und Service auch für Fremdpropeller durch. Rund 1.000 Propeller im Jahr werden gewartet, zwischen 1.600 und 1.700 produziert. „Damit sind wir derzeit am Anschlag“, sagt Firmeninhaber Gerd Mühlbauer. „Die Wartezeit auf einen Propeller dauert derzeit sechs bis sieben Monate.“
Ob in Australien, Neuseeland, den USA, der Arktis oder der Antarktis – überall fliegen Flugzeuge mit den Propellern aus dem Landkreis Straubing-Bogen – oder werden Luftkissenfahrzeuge damit angetrieben. Neuestes Projekt: Auf den Malediven werden Wasserflugzeuge wegen der Korrosion nun auf MT-Propeller umgerüstet.
Die Zahlen sind beeindruckend: Neue Propellerflugzeuge in Europa fliegen zu 90 Prozent mit den Produkten von MT-Propeller, in den USA sind es 30 Prozent der entsprechenden Neuflugzeuge. Für mehr als 220 verschiedene Flugzeugtypen hat man die Zulassung. Mehr als 27 zertifizierte Propeller-Modelle des Unternehmens, das seine Heimat am Flughafen Wallmühle hat, gibt es. Mit 2, 3, 4, 5 Blättern. Aber damit nicht genug: mittlerweile wurden auch Propeller mit 7 und 9 Blättern entwickelt und getestet. Wieder einmal ist die Firma aus dem Landkreis Vorreiter und setzt damit Akzente z.B. bei den Möglichkeiten zur Lärm- und Treibstoff-Reduzierung. Zur Wartung kommen die Kunden aus ganz Europa nach Atting, die aktuellsten z.B. aus Israel und Russland.
Beeindruckt von der Lebensleistung von Gerd Mühlbauer zeigte sich Landrat Josef Laumer: „Die Entwicklung ist phantastisch, die Auftragslage gigantisch. Die ganze Welt will MT-Propeller.“ Mühlbauer bedankte sich bei dieser Gelegenheit auch bei Stadt und Landkreis und allen Verantwortlichen in den vergangenen 40 Jahren: „Wir wurden immer unterstützt, es waren offene Gespräche mit offenen Ohren. So soll ein Miteinander sein.“ Denn, so machte, Robert Ruber deutlich, „was dieser Flugplatz für uns, für die Gemeinde, aber auch für die gesamte Region bedeutet, das können sich Außenstehende oftmals kaum vorstellen.“ Für über 300 – zumeist hochqualifizierte Arbeitsplätze – sorgen die Firmen am Flugplatz Wallmühle. Hinzu kommt die Wirtschaftskraft auch – aber nicht nur – durch die Gewerbesteuereinnahmen. Viele Projekte in Atting und der Umgebung wären ohne Gerd Mühlbauer und auch andere Firmen in Wallmühle schlichtweg nicht möglich. „Und Gerd Mühlbauer ist auch ein großer Förderer und Unterstützer der Ortsvereine“, ergänzte Bürgermeister Ruber.
Auch mit knapp 81 Jahren sprüht Gerd Mühlbauer noch immer vor Energie und ist voller Pläne. Da hilft es, dass die Nachfolgeregelung im Unternehmen bereits geklärt ist und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt sind. Zu tun gibt es genug, gerade in den USA besitzt die Luftfahrt weiterhin großes Potenzial: „60 Prozent unserer Herstellung geht dorthin. Alleine in den USA gibt es mehr Flugzeuge und mehr Piloten als in ganz Europa. Man muss Wirtschaftskreisläufe global sehen und kann sich nicht immer nur auf Deutschland fokussieren“, sagt Mühlbauer. Und gefragt nach seinem Erfolgserlebnis wusste er schnell eine Antwort: „Man muss die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut behandeln und bezahlen und man muss mutig sein.“
Foto: Geschäftsführer Eric Greindl, Betriebsleiter Peter Eisenschink, Firmeninhaber Gerd Mühlbauer, Attings Bürgermeister Robert Ruber, Wirtschaftsförderer Martin Kink, Geschäftsführer Wolfgang Sell und Landrat Josef Laumer (von links) vor einem Propeller mit neun Blättern.