„Wir müssen Perspektiven schaffen“

19. Februar 2021: Landrat Josef Laumer über die Corona-Situation nach einer Videokonferenz der bayerischen Landräte und Oberbürgermeister mit Bundeskanzlerin Angela Merkel
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Am heutigen Freitag fand eine mehr als zweistündige Videokonferenz der bayerischen Oberbürgermeister und Landräte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel statt. Dabei ging es um die Corona-Situation und alle damit zusammenhängenden Folgen, Probleme und Nöte und auch um die derzeitige aktuelle Lage. Mit dabei auch Straubing-Bogens Landrat Josef Laumer.

„Es wurde von allen als sehr positives Zeichen empfunden, dass die Bundeskanzlerin sich die Meinung vor Ort anhört. Es zeigt die Wertschätzung für die kommunale Ebene“, so der Landrat nach dem Gespräch am Freitagnachmittag. „Natürlich ist auch das Bild innerhalb Bayerns sehr heterogen – es gibt Landkreise in den Grenzregionen, die eben andere Wünsche und Probleme haben als jene mit Inzidenzwerten um die 10 oder 20 oder vollständig ohne Grenzpendler.“

Mit der Entwicklung im Landkreis ist der Landrat zufrieden, auch wenn zuletzt nach stetig sinkenden Zahlen eine Stagnation festzustellen war. „Die Gesamtentwicklung spricht für die gute Arbeit des Gesundheitsamtes, das in der Kontaktnachverfolgung und Eindämmung einen hervorragenden Job macht. Es spricht aber auch für eine disziplinierte Bevölkerung und dafür bedanke ich mich ganz herzlich, weil die Situation für uns alle nicht leicht und auch zunehmend belastend ist.“

Entsprechend nahmen die wirtschaftlichen Folgen – aber auch die Folgen für Kinder angesichts von Kontaktbeschränkungen und lange im Normalbetrieb geschlossene Kita´s, Kindergärten und Schulen – einen breiten Raum bei der Diskussion mit der Bundeskanzlerin ein.

„An jeden von uns werden entsprechende Anliegen herangetragen“, so Landrat Josef Laumer. „Und man hat natürlich auch Verständnis zum Beispiel für Gärtnereien, die nicht öffnen dürfen, während die gleiche Ware eine Straße weiter in anderen Geschäften mit mehr Kundenfrequenz verkauft werden darf. Aber ich möchte da jetzt gar nicht auf Einzelbeispiele eingehen, weil es viele Branchen betrifft. Derlei Anliegen wurden natürlich angesprochen. Aber wir geben das immer wieder auch nach oben weiter, auch über unsere Abgeordneten aus der Region.“ Denn wichtig sei es, dass Hilfen ankommen und gleichzeitig Perspektiven geschaffen werden. „Und dabei muss man auch ehrlich sein“, betont Landrat Josef Laumer. Und nennt dafür auch zwei Beispiele: „Wir haben mit dem Impfbeginn immer gesagt, dass es alleine für die erste Prioritätsgruppe Monate dauern wird, bis alle geimpft sind. Das wurde gemeinsam mit der Stadt Straubing immer so kommuniziert. In der Öffentlichkeit wurden aber leider trotzdem Erwartungen geschürt, die einfach von Haus aus nicht zu erfüllen waren.“ Großen Respekt bekundete der Landrat in diesem Zusammenhang vor den Verantwortlichen für das Impfzentrum und die mobilen Impfteams, die schon knapp 11.000 Impfungen durchführen konnten.

Das zweite Beispiel sei die aktuelle Diskussion um Inzidenzwerte und Öffnungsschritte. „Man muss sich schon bewusst sein, dass Öffnungsschritte, die zum Beispiel an eine strikte Inzidenzzahl wie 35 gekoppelt sind, nicht einfach zu erreichen sind. Denn einen Automatismus, jetzt schnell bei 35 zu sein gibt es bei der Entwicklung der letzten Tage nicht. Die Inzidenzen bleiben derzeit ziemlich gleich und sinken nicht mehr. Entweder sollte man das dann ehrlich ansprechen, um nicht erneut Erwartungen zu enttäuschen oder für Öffnungsschritte nach anderen Lösungen suchen.“ Dinge, die auch beim Gespräch mit der Bundeskanzlerin angesprochen wurden. Deshalb ging es auch um zukünftige Test- und Impfstrategien, die intelligente Lösungen erlauben. Entscheidungen dieser Tragweite und von bundesweiter Bedeutung werden natürlich weiterhin auf anderer Ebene getroffen – auch unter Hinzuziehung von Experten aus Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft. „Aber ich hoffe und habe schon das Gefühl, dass unsere Meinungen und Wünsche auch gehört werden. Das war keine Alibi-Veranstaltung, man merkt schon auch, dass die Kanzlerin das breite Meinungsbild schon auch immer in ihre Arbeit mit einfließen lässt.“

Denn in einem ist sich Landrat Josef Laumer mit seinen Amtskollegen in Bayern einig: „Wir müssen Perspektiven schaffen. Wir wollen die nach wie vor hohen Gefahren der Ansteckung und der Krankheit ganz gewiss nicht verharmlosen, dennoch brauchen die Menschen auch wieder eine Hoffnung auf Schritte hin zu einer Normalisierung – aus wirtschaftlicher wie auch aus psychischer Sicht.“

Foto: Landrat Josef Laumer während der Videokonferenz in seinem Büro.