„Ein zentraler Faktor im Landkreis“

07. Oktober 2019: Landrat Josef Laumer betont bei Besuch bei Konditormeister Löw die Bedeutung des Handwerks und verspricht Unterstützung
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So muss es aussehen in einer „Zuckerbäckerei“. Ein bisschen fühlt man sich erinnert an alte Filme aus Österreich, wenn man die Backstube von Konditormeister Hans-Georg Löw in Geiselhöring betritt: Handarbeit pur, nur wenige Maschinen zur notwendigen Unterstützung. So muss und so kann Handwerk aussehen. Das Problem: Betriebe wie Konditorei-Café Löw werden immer seltener. Zerrieben zwischen Industrieriesen, der Geiz ist geil-Mentalität, Bürokratie – und aus vielfältigen Gründen davongaloppierenden Kosten.

„Ich kann das nur unterstreichen, was die Vertreter von Metzgern, Bäckern und Gaststätten jüngst bei einer Demonstration in Berlin vor dem Kanzleramt auf Transparenten geschrieben haben: Seht uns noch einmal an, in 20 Jahren sind wir ausgestorben“, machte Hans-Georg Löw beim Besuch von Landrat Josef Laumer unmissverständlich deutlich. „Früher hatten wir pro Jahr teilweise 40 Bewerbungen.

Diese Probleme ließen sich für Hans-Georg Löw und seine Kollegen noch meistern. Schwieriger wird es bei der Frage nach Kosten und Bürokratie. „Uns wird von der großen Politik immer mehr aufgebürdet. Und industriell lassen sich Torten heute in 40-Sekunden-Arbeitsschritten herstellen“, erläutert Löw. Freilich schmeckt man den Unterschied auch. 100 Prozent natürliche Rohstoffe, viele Einzelschritte, frische Zutaten aus der Region – so sieht Qualität aus. Aber die hat eben auch seinen verdienten Preis. Dabei sind die Handwerksbetriebe vor Ort auch ideale Klimaschutz-Manager. „Bei uns gibt es eine handwerkliche, ortsnahe Produktion mit wenig Emissionen, die Rohstoffe kommen aus der Region und seit 2011 setzen wir auf Ökostrom aus Wasserkraft“, zählt Hans-Georg Löw auf. „Aber wir gehen damit nicht plakativ um und machen eine Riesenwelle daraus, sondern für uns ist das selbstverständlich.“ Mit der Unterstützung heimischer Handwerksbetriebe könnte also jeder seinen einfachen Beitrag leisten. So befürchtet aber Löw nun eine Spirale in die andere Richtung. „Wenn durch den Klimaschutz die Steuern auf Benzin und Heizöl teurer werden und wir das merken, dann müssen wir das natürlich auch an den Kunden weitergeben. Und wenn der das nicht mehr bezahlen will und lieber zu Hause Kaffee trinkt oder nicht mehr zum Essen geht, dann werden noch mehr Cafés, Gaststätten und Handwerksbetriebe sterben. So sieht die Zukunft aus – und irgendwann schimpfen dann alle, weil es im Ort keinen Bäcker und keinen Metzger und kein Wirtshaus mehr gibt“, blickt er nach vorne.

Ein Szenario, das auch dem Landrat bewusst ist. „Wir können die große Politik nicht ändern. Aber wir wollen in unserem Bereich alles machen, was wir können, um das Handwerk zu unterstützen. Das Handwerk ist uns wichtig und ein zentraler Faktor in unserem Landkreis“, versprach Josef Laumer. „Es muss dazu auch ein Umdenken der Leute stattfinden. Wer diese Betriebe nicht unterstützt, kann hinterher auch nicht schimpfen, wenn es sie nicht mehr gibt. Und da sind wir auch wieder beim Umwelt- und Klimaschutz: Wenn am Ende die Semmeln als Rohlinge aus Rumänien kommen oder die industriellen Torten in Styropor verpackt und dann nochmal umhüllt werden und am Ende noch ein Karton drum rum kommt, dann sieht man, wohin manche der Forderungen, die man heutzutage so hört, führen können.“ Froh ist Hans-Georg Löw jedenfalls, dass er Gehör findet und seine Anliegen ernst genommen werden. „Denn die Politik muss sich um uns kümmern. Sonst geht es uns wie den Dinosauriern und die Handwerkskunst stirbt aus.“

Die Handwerkskunst probierte dann auch noch Landrat Josef Laumer bei seinem Besuch selbst aus. Bei der Produktion eines Baumkuchens half er eifrig mit – und staunte nicht schlecht über die vielen notwendigen Arbeitsschritte, bis das erste Stück auf den Teller kommen kann. „Da sieht man mal, was alles dahinter steckt: Von der Produktion der Teigmasse bis zu einem fertigen Kuchen. Wenn mehr Menschen so ein Bewusstsein hätten, würden vielleicht auch der Respekt und die Wertschätzung von Lebensmitteln steigen“, war Josef Laumer beeindruckt.

Und trotz der Herausforderungen, die die heutige Zeit mit sich bringt, blickt Hans-Georg Löw positiv in die Zukunft. Bald beginnt die arbeitsintensivste Zeit des Jahres, und damit das Weihnachtsgeschäft. „Bei Plätzchenduft und winterlichen Aromen arbeitet das Konditoren-Herz am liebsten und ich freue mich über alle zukünftigen Bewerber/-innen, die dieses schöne Handwerk erlernen wollen.“

Foto: Unter den gestrengen Augen von Wirtschaftsreferent Martin Köck (ganz links), Hans-Georg Löw (2. von rechts) und des Stellvertretenden Landrates Franz Xaver Stierstorfer (ganz rechts) hilft Landrat Josef Laumer bei der Produktion eines Baumkuchens tatkräftig mit.