Erfolgreicher kooperativer Artenschutz
Seit Anfang 2021 werden im Biobetrieb Rauscher bei Wiesenfelden im Landkreis Straubing-Bogen zahlreiche biologisch bewirtschaftete Betriebsflächen auch nach den Richtlinien des Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms bewirtschaftet. Anlässlich einer Feldbegehung von Vertragsnaturschutzprogrammflächen trafen sich im Sommer 2021 Julia Schnurrer und Michael Rohwer als Vertreter des Landschaftspflegeverbandes Straubing-Bogen e.V. (LPV) mit Herrn Rauscher auf seinen biologisch bewirtschafteten Betriebsflächen.
Anwesend war auch Yvonne Schultes von der Höheren Naturschutzbehörde (HNB) Landshut, Johann Schneck, ehemaliger Leiter der Fachschule für ökologischen Landbau in Schönbrunn sowie Johanna Webersberger, Biodiversitätsberaterin aus dem Landkreis Deggendorf.
Bereits 2020 fragte Josef Rauscher bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) am Landratsamt Straubing-Bogen an, ob seine biologisch bewirtschafteten Betriebsflächen für eine Teilnahme am VNP in Frage kämen. Da der LPV die UNB bei der Vertragsberatung und -abwicklung tatkräftig unterstützt, folgten sehr bald erste Beratungsgespräche mit Ortseinsicht durch Herrn Rohwer, freier Mitarbeiter des LPV. Dabei stellte sich heraus, dass sowohl viele Betriebsflächen naturschutzfachlich besonders wertvoll sind, als auch die Vorgaben des VNP mit den Anforderungen des Betriebes Rauscher in Einklang gebracht werden können.
Herr Rauscher und der LPV als Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde kamen deshalb überein, von den insgesamt 22 ha landwirtschaftlichen Nutzflächen 18 ha ab 2021 in das VNP aufzunehmen. Vereinbarungen wurden über Ackerflächen (extensive Nutzung für Ackerwildkräuter), Wiesen (artenreiche Glatthaferwiesen) sowie Teiche und Stillgewässer (Teiche mit Verlandungszone) getroffen.
Frau Schultes erläutert in diesem Zusammenhang, dass das VNP v.a. dazu dient, ökologisch wertvolle Lebensräume, die auf eine naturschonende Bewirtschaftung angewiesen sind, zu erhalten und zu verbessern.
So wurde z. B. beim Biotoptyp Acker eine spezielle Fruchtfolge und ein doppelter Saat-Reihenabstand vereinbart mit dem Ziel, besonders konkurrenzschwache seltene Ackerwildkräuter wie beispielsweise das Kleine Mäuseschwänzchen zu fördern.
Damit sich trotz dieser Vorgaben noch eine wirtschaftliche Erntemenge erzielen lässt, lässt sich Josef Rauscher bei der Anbauplanung vom ehemaligen Leiter des Fachbereichs ökologischer Landbau Schönbrunn, Johann Schneck, beraten.
Bei dem Biotoptyp Wiese lauten die vereinbarten Vorgaben im Wesentlichen: vollständiger Düngeverzicht und erste Mahd ab Mitte Juni mit Mahdgutabfuhr. Hier ist das fachliche Ziel die Entwicklung einer kräuterreichen Glatthaferwiese, auf der sich viele seltene Schmetterlinge wie z. B. Dickkopf- oder Perlmutterfalter einfinden können.
Zudem wurden beim Betrieb Rauscher auch von der Mahd auszunehmende Altgrasstreifen und die Möglichkeit einer Nachbeweidung vereinbart. Dies wirkt sich günstig auf die Strukturvielfalt aus und bietet Insekten ganzjährig ein Nahrungsangebot.
Angedacht ist auch, nach Rücksprache mit Josef Rauscher, einzelne Flächen durch Mahdgut- oder Samenübertragung aus der Region aufzuwerten.
Die beiden ökologisch wertvollen Teiche im Betrieb Rauscher wurden ebenfalls ins VNP aufgenommen. Hier steht naturschutzfachlich neben dem Dünge- und Zufütterungsverzicht insbesondere der Erhalt der Verlandungszone im Vordergrund. Diese Teiche bieten z. B. verschiedenen Prachtlibellen- und Federlibellenarten sowie verschiedenen Fledermausarten wie Wasserfledermaus oder Abendsegler einen günstigen Lebensraum.
Durch die intensive Naturschutzberatung durch Michael Rohwer haben sich also viele mögliche VNP-Maßnahmen ergeben, die auf dem Betrieb umgesetzt werden können.
Für Josef Rauscher stellte sich bei der Beratung dann noch eine wichtige Frage: "Lohnt sich denn der Aufwand und Ertragsverlust für mich, wenn ich die Maßnahmen wie besprochen umsetze?" Michael Rohwer kann dies eindeutig bejahen: "Natürlich! Denn Landwirte, die auf freiwilliger Basis ihre Flächen nach den Zielen des Naturschutzes bewirtschaften, erhalten durch das VNP für den zusätzlichen Aufwand und den entgangenen Ertrag ein angemessenes Entgelt."
Julia Schnurrer ergänzt abschließend, "dass aufgrund des Flächenumfangs, der engen Arrondierung und der verschiedenen Biotoptypen sich ein Nutzungsmosaik ergibt, welches in der Land(wirt)schaft mittlerweile selten anzutreffen ist. Hier entstehen Lebensräume für viele Nützlinge, die in der Landwirtschaft unverzichtbar sind, wie z. B. Wildbienen. Insgesamt handelt es sich um einen besonderen Erfolg einer gemeinsamen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz."
Der Antragszeitraum 2022 für das VNP erstreckt sich voraussichtlich von Anfang Januar bis Ende Februar.
Für nähere Informationen und fachliche Beratung stehen die Unteren Naturschutzbehörden der Landratsämter und kreisfreien Städte zur Verfügung.
Den Landkreis Straubing-Bogen betreffend können Sie sich gerne an Julia Schnurrer vom Landschaftspflegeverband unter der Telefonnummer 09421/973530 beziehungsweise per E-Mail schnurrer.julia@lpv-straubing-bogen.de wenden.
Foto: Yvonne Schultes (Höhere Naturschutzbehörde Landshut), Julia Schnurrer (LPV Straubing-Bogen), Josef Rauscher (Biobetrieb Rauscher), Johann Schneck (ehem. Leiter Fachbereich Biologischer Landbau in Schönbrunn), Michael Rohwer (freier Mitarbeiter LPV Straubing-Bogen (von links; Foto: Webersberger)