„Ein gutes Auge und ein guter Orientierungssinn“
Die Sonne scheint, es ist ein herrlicher Frühlingstag wie aus dem Bilderbuch. Was kann an einem solchen Tag schöner sein, als sich die Heimatregion einmal von oben anzusehen und das schöne Wetter zu genießen? Wenn Johannes Wagner aus dem Landratsamt Straubing-Bogen gemeinsam mit Pilot Peter Ruff vom Flugplatz in Wallmühle startet, dann geht es aber nicht um Freizeit, Entspannung und Hobby, sondern um eine ernste Angelegenheit.
Johannes Wagner ist einer von 27 speziell ausgebildeten Luftbeobachtern in Niederbayern (sechs davon aus dem Landratsamt Straubing-Bogen). Diese kommen zumeist aus dem Katastrophenschutz, den Feuerwehren oder der Forstverwaltung. Sie kommen in Zeiten hoher oder sehr hoher Waldbrandgefahr zum Einsatz. Dann nämlich ordnet die Regierung von Niederbayern – im Einvernehmen mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten – als vorbeugende Maßnahme die Luftbeobachtung an und trägt auch die dafür entstehenden Kosten. „Die Aufgabe ist es, Waldbrände möglichst früh zu erkennen und im Fall der Fälle die Feuerwehren für die Brandbekämpfung zu alarmieren und gegebenenfalls deren Löscheinsatz mit Informationen aus der Luft zu unterstützen“, erläutert Helmut Steinbauer, zuständiger Sachbearbeiter im Sachgebiet für Öffentliche Sicherheit und Ordnung am Landratsamt Straubing-Bogen.
Partner bei der Luftbeobachtung ist die Flugbereitschaft Niederbayern der Luftrettungsstaffel Bayern e.V., die die Piloten und Flugzeuge stellt. Der Flugplatz Wallmühle ist einer von fünf Stützpunkten in Niederbayern, es gibt insgesamt zehn Routen, die nach Anordnung der Regierung von Niederbayern abgeflogen werden. Dieses Mal ist es die Route A1 (Straubing-Braunau am Inn-Landshut-Abensberg). In der Regel dauert der Flug zwei Stunden. Aktuell wird im Drei-Tages-Rhythmus geflogen. „Wir hatten quasi seit Anfang März keinen wirklich ausgiebigen Regen mehr“, sagt Helmut Steinbauer zur Notwendigkeit der Maßnahme. Immerhin: Einen Brand hatten die Luftbeobachter vom Stützpunkt Wallmühle bisher in dieser Saison noch nicht zu melden. Jedoch konnte im Vorbeiflug ein auf Grund gelaufener Motorfrachter auf der Donau gesichtet werden. Ein weiterer Überflug ergab keine Hinweise auf austretende Gefahrstoffe.
„Für die schöne Landschaft hat man natürlich schon auch mal einen Blick“, sagt Johannes Wagner, ansonsten in der Baukontrolle des Landratsamtes tätig, über die ungewöhnliche Betätigung. Zur Luftbeobachtung kam er 2018. Und was zeichnet einen guten Luftbeobachter aus? „Neben einem guten Auge und gutem Orientierungssinn ist eine feuerwehrtechnische Ausbildung sehr von Vorteil“, sagt Wagner dazu.
Die Luftüberwachung kann übrigens nicht nur bei Brandgefahr angeordnet werden. Auch bei Hochwasserlagen zum Beispiel ist Unterstützung aus der Luft nötig. Die Ausbildung und die Fortbildungsveranstaltungen für die Luftbeobachter sind nicht ohne: Bei Übungsflügen müssen ausgelegte Zeichen entdeckt und Orte anhand von Luftaufnahmen erkannt werden. Auch Funkübungen gehören zum Repertoire. Für die Anstrengungen wird man dann aber auch mit besonderen Ausblicken auf Niederbayern belohnt – auch wenn der Hintergrund dafür ein ernster ist.
Foto: Pilot Peter Ruff (links) und Luftbeobachter Johannes Wagner.