Lebensraum Streuobstwiese - Nutzen für Mensch und Natur

25. Mai 2018: Wanderung des Netzwerk Streuobst Bayerischer Vorwald über die Euersdorfer Streuobstwiese
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Bei der Exkursion des Netzwerk Streuobst über die Euersdorfer Streuobstwiese erzählt Josef Schindler vom OGV Haunkenzell (vorne, dritter von rechts) von der Geschichte der über 60 Jahre alten Bäume.

Der Nutzen des Lebensraumes Streuobstwiese für Mensch und Natur wurde über 30 Exkursionsteilnehmern aus erster Hand vorgestellt. Das Netzwerk Streuobst Bayerischer Vorwald lud nämlich zu einer Wanderung über die Euersdorfer Streuobstwiese ein. Dort ging es in die unterschiedlichsten Bereiche – unter anderem in die Naturecke.

Bei strahlendem Sonnenschein konnten Matthias Rohrbacher vom Naturpark Bayerischer Wald e.V. und Julia Hagner vom Landschaftspflegeverband Straubing-Bogen e.V. die zahlreichen Teilnehmer im Namen des Netzwerks Streuobst begrüßen. Um gestärkt in die Führung zu starten, wurde gleich zu Beginn ein eher ungewöhnliches Produkt der Streuobstwiese verköstigt: ein Streuobst-Schaumwein.

Roswitha Schanzer (MKS Ascha) berichtete von der Entstehung des Netzwerks Streuobst Bayerischer Vorwald, in der sich insgesamt acht Gemeinden – darunter auch die Gastgebergemeinde Rattiszell vertreten durch Bürgermeister Manfred Reiner – zusammenschlossen, um sich für die Erhaltung und Pflege der heimischen Streuobstkultur einzusetzen. „Um die Streuobstwiesen auch langfristig wieder auf sichere Beine zu stellen, ist die Wertschöpfung aus Apfel, Birne & Co ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt des Netzwerkes“, so Schanzer. So entstand die Eigenmarke „Vorwald – Ganz nah am Ursprung“, unter der inzwischen nicht nur Saft und Schaumwein aus heimischem Obst vertrieben werden, sondern auch Honig und Met.

Über die Streuobstwiese führte Josef Schindler, der ehemalige Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Haunkenzell. Unter seiner Leitung wurde der stark verwilderte Bestand durch die Mitglieder des OGVs im Februar 2014 wieder hergerichtet – dichtes Brombeergestrüpp musste entfernt werden und die Bäume erhielten einen ersten Schnitt seit vielen Jahren. Finanziell unterstützt wurden die Arbeiten durch die Förderung nach Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie, die auch heute noch jährlich vom LPV Straubing-Bogen und dem Netzwerk Streuobst beantragt wird. Dem großen Einsatz des OGVs und der Unterstützung der Gemeinde Rattiszell ist es zu verdanken, dass die Euersdorfer Streuobstwiese bis heute erhalten und gepflegt wird.

Neben dem Spaziergang über die Streuobstwiese wurde auch ein Blick in die „Naturecke“ geworfen. Hier hat sich der OGV dafür entschieden, einen kleinen Teil der Streuobstwiese vollständig der Natur zu überlassen. Die Bäume werden nicht geschnitten, der Bewuchs nicht gemäht und auch das Obst wird in diesem Bereich nicht geerntet, sondern wird Insekten, Vögeln und anderen Tieren als Nahrung überlassen. Zwar wirkt der Bereich wild und ungeordnet, doch Josef Schindler zeigte auf eine große blühende Heckenrose und erläuterte, „dass gerade dieser Teil der Streuobstwiese im Spätherbst mit den kräftig roten Hagebutten ein besonderer Blickfang ist.“ Weiter gings hinein in den Abenteuerpfad, auf dem man sich nach drei Metern fühlt wie im Dschungel – auch hier wurde der Charakter der verwilderten Streuobstwiese erhalten und nur ein kleiner Weg schlängelt sich unter tiefhängenden Ästen hindurch. Der Rest der Streuobstwiese ist wieder leicht zu begehen und auch wenn es hier ordentlicher wirkt, sind eine Vielzahl an Vögeln und Insekten zu entdecken. „Die Streuobstwiese wurde vor 60 bis 70 Jahre angelegt und heute noch sind 23 Bäume aus dieser Zeit erhalten“, erzählte Josef Schindler. Aber auch junge Bäume wurden ergänzend gepflanzt und der OGV ist immer noch gefordert mit Erziehungs-, Pflegeschnitten und ebenso mit der Wiesenmahd. Denn auch die richtige Mahd ist wichtig für eine blühende, lebendige Streuobstwiese. „Eine zweimalige Mahd ohne Mulchgerät ist am besten für blühende Wiesen geeignet“, erklärte Julia Hagner vom LPV. Auf den Mulchereinsatz sollte allerdings den Bienen zu Liebe grundsätzlich verzichtet werden, da ein Großteil der Insekten dabei stark geschädigt wird. Auf der Euersdorfer Streuobstwiese brummt und zwitschert es aber lautstark, sodass man sicher sein kann, dass der OGV Haunkenzell mit Unterstützung der Gemeinde und des Netzwerk Streuobst einen wertvollen Beitrag für Mensch und Natur geleistet hat!

Nach dem Nutzen einer Streuobstwiese für die Natur, wurde zum Ausklang sozusagen der Nutzen für den Menschen erkundet. Zum Abschluss ging es nämlich zur Verköstigung von Apfelsaft und Honigwein auf die Bierbank unter die Obstbäume.

Möchten Sie eine Streuobstwiese anlegen oder Ihren alten Obstbaumbestand schneiden lassen?

Im Rahmen des Netzwerks Streuobst können die Pflanzung von heimischen Obstbaumsorten sowie der Pflegeschnitt alter Bäume über die Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinie gefördert werden. Mehr zum Netzwerk Streuobst und zur Streuobstförderung erfahren Sie unter www.lpv-straubing-bogen.de. Falls Sie sich für eine Förderung zur Neupflanzung alter Obstbaumsorten oder zum Erhaltungsschnitt interessieren, steht Ihnen Frau Hagner vom LPV Straubing-Bogen unter Tel. 09421/973284 für Fragen zur Verfügung.

Foto: Exkursion des Netzwerk Streuobst über die Euersdorfer Streuobstwiese – Josef Schindler vom OGV Haunkenzell (vorne, dritter von rechts) erzählt von der Geschichte der über 60 Jahre alten Bäume.