"Integrationskurse werden heterogener"
Beim Erlernen der deutschen Sprache stellen die Integrationskurse des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge einen ganz wesentlichen Baustein für die Neuzugewanderten des Landkreises Straubing-Bogen dar. Ziel dieser Kurse ist es, über die Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur die Integration und die gesellschaftliche Teilhabe von Zugewanderten zu fördern. Zu den hiesigen Trägern der Integrationskurse zählen das Berufliche Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft (bfz), das Deutsche Erwachsenenbildungswerk (DEB), die IfP Gesellschaft für Fortbildung und Personalentwicklung, das Bildungszentrum ISA und die Straubinger Volkshochschule (VHS). Um zu besprechen, wie diese Kurse angenommen werden, welche Herausforderungen sich stellen und welche Trends zu beobachten sind, hat die Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte des Landkreises Straubing-Bogen, Dr. Verena Sattler-Schötz, gemeinsam mit dem Regionalkoordinator des BAMF, Erwin Röhrer, ein Netzwerktreffen mit den Kursträgern organisiert.
Zu Beginn des Treffens veranschaulichte BAMF-Reko Röhrer anhand der Statistiken die aktuelle Lage: So hat sich die Zahl von bundesweit begonnenen Integrationskursen von 20.047 im Jahr 2016 auf 18.915 neu begonnene Integrationskurse im Jahr 2017 reduziert, was in erster Linie auf den abnehmenden Zuzug von Geflüchteten zurückzuführen sei. Diese Tendenz sei auch auf lokaler Ebene zu beobachten, da die Zahl der in Straubing neu begonnenen Integrationskurse von 25 im Jahr 2016 auf 23 im Jahr 2017 zurückgegangen ist. Da sich die Wartelisten für Teilnehmer im laufenden Kalenderjahr weitgehend geleert haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt davon auszugehen, dass sich die Lage weiter entspannt. In diesem Zusammenhang bedankte sich Erwin Röhrer bei den Trägern der Integrationskurse für die gute Zusammenarbeit mit ihm sowie für den regelmäßigen Kontakt untereinander. „Dass die Kursträger sich bislang auch untereinander über freie Kursplätze auf dem Laufenden gehalten haben, hat eine frühzeitige Teilnahme an den Kursen merklich erleichtert“ so Röhrer.
Ein weiterer Trend betrifft die Zusammensetzung der Kurse: Während in den letzten Jahren überwiegend arabischstämmige Geflüchtete die Straubinger Integrationskurse besucht haben, erhöht sich in den letzten Monaten die Zahl der Teilnehmer aus EU-Staaten. „Dies liegt am abnehmenden Zuzug aus arabischen und afrikanischen Krisenregionen und am steigenden Zuzug von EU-Migranten in den Landkreis Straubing-Bogen“, erläutert die Bildungskoordinatorin Dr. Sattler-Schötz. „Die Hauptherkunftsländer sind dabei Rumänien, Polen und Ungarn“. Für die Lernatmosphäre in den einzelnen Integrationskursen sei dieser Trend nicht ganz unerheblich, so BAMF-Reko Röhrer. Zwar wurde in der 2017 veröffentlichten BAMF-Studie „Schnell und erfolgreich Deutsch lernen – wie geht das?“ kein direkter Zusammenhang zwischen der Kurszusammensetzung und dem individuellen Lernerfolg festgestellt. „Die Voraussetzung für vergleichbare Deutschkenntniszuwächse in erstsprachlich homogenen und heterogenen Kursen [sei allerdings], dass die Teilnehmenden im Kurs vorwiegend Deutsch sprechen und nicht in eine andere gemeinsame Sprache wechseln“, so ein zentrales Ergebnis der Studie. Da die Straubinger Integrationskurse nun nicht mehr überwiegend von arabischstämmigen Teilnehmern besucht werden, sei das Risiko, dass im Kurs hauptsächlich Arabisch gesprochen wird, deutlich zurückgegangen. Häufig stuften EU-Migranten die Kurse dann als attraktiver ein, weil sie größere Chancen auf einen raschen Spracherwerb in heterogenen Kursen sehen, so Röhrer weiter. Damit verbunden äußerte er die Hoffnung, dass sich die Zahl der bestandenen Integrationskurse positiv entwickle und hob abschließend die bislang hohe Qualität der Straubinger Integrationskurse lobend hervor.
Foto: Erwin Röhrer und Dr. Verena Sattler-Schötz beim Netzwerktreffen mit den Kursträgern.