Ein Vogel- und Insektenkonzert der ganz besonderen Art: Sinn und Zweck der PIK-Maßnahmen wird bei Rundfahrt schnell deutlich

01. Juli 2019: Landwirte setzen sich freiwillig für den Natur- und Artenschutz ein
PIK-Rundfahrt.jpg

Es zirpt, sirrt, flötet und pfeift – als der Landschaftspflegeverband Straubing-Bogen bei seiner PIK-Rundfahrt im Gebiet Waltendorf (Gemeinde Niederwinkling) mehrere Flächen besichtigt, wird deutlich: Die Insekten fühlen sich wohl in den Blühflächen und in der Brache. Das eindrucksvolle Konzert wird höchstens noch vom Gezwitscher der Vögel übertönt. Der zufällige Vorführeffekt ist gelungen – der Sinn und Zweck der Produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen (PIK), nämlich der Schutz der Brut- und Nahrungshabitate für die Bodenbrüter Rebhuhn, Feldlerche und Kiebitz, wird schnell deutlich.

Dabei ist die Vielzahl der sich wohlfühlenden Insekten eher ein erfreulicher Nebeneffekt, wie Julia Hagner, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes, verdeutlicht. „Eigentlich geht es bei den PIK-Maßnahmen um den ökologischen Ausgleich der Hochwasserschutzmaßnahmen zwischen Straubing und Vilshofen für Bodenbrüter entlang der Donau.“ Auftraggeber ist die RMD Wasserstraßen GmbH. Auch der Kernpunkt des Anliegens ist ein voller Erfolg: Rebhuhn, Feldlerche und Kiebitz fühlen sich in dem Gebiet wohl, wie Hagner und ihre Kollegin Julia Schnurrer vom Landschaftspflegeverband den Interessierten bei der Besichtigungstour erzählen konnten. Erneut waren zahlreiche Landwirte gekommen, um sich aus erster Hand zu informieren. Denn die Integration des ökologischen Ausgleichs in landwirtschaftlicher Produktion geschieht auf freiwilliger Basis durch eine vertragliche Regelung. Es ist kein Flächenankauf für den ökologischen Ausgleich nötig. Die Flächengröße ist variabel, die Laufzeit beträgt ein bis zwei Jahre.

In der Brutsaison 2019 (März bis Juli) haben 23 Landwirte teilgenommen, es wurden Flächen von 54 ha für Rebhuhn, Feldlerche und Kiebitz gesichert. Die Maßnahmen sind dabei Blühflächen, Brachflächen, erweiterter Saatreihenabstand sowie Kombinationen daraus. Die fachliche Betreuung erfolgt durch den Landschaftspflegeverband, der gleichzeitig kompetenter Ansprechpartner für Landwirte und Eingriffsverursacher ist. Zur Arbeitsgemeinschaft zählen außerdem der Deutsche Verband für Landschaftspflege als Projektkoordinator sowie das Planungsbüro Bosch&Partner als Berater zu den Planungsgrundlagen.

Es waren aber nicht nur die Insekten- und Vogelkonzerte und die Berichte von Hagner und Schnurrer, die den Erfolg von Natur- und Artenschutzprojekten in der Region vor Ort verdeutlichten und sichtbar machten. Auch die Landwirte zeigten, dass sie sich freiwillig für Natur- und Artenschutz einsetzen. Nicht nur durch die Beteiligung an den PIK-Maßnahmen an sich, sondern auch durch ihre regen Diskussionsbeiträge beim Ortstermin. Da wurden Vorschläge gemacht, Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt, Erfahrungen ausgetauscht. „Die beteiligten Landwirte sind sehr aufgeschlossen gegenüber Neuem und auch immer sehr flexibel, wenn es darum geht, mal etwas auszuprobieren“, lobte auch Julia Hagner. Und auch Kreisrat Gerhard Stadler, Präsident des niederbayerischen Bauernverbandes, betonte: „Die Bauern machen bereits sehr viel, es gibt ja auch noch zahlreiche weitere Maßnahmen, in denen der Natur- und Artenschutz im Fokus steht. Es ist erfreulich, dass dies nun mehr und mehr auch der Gesellschaft allgemein verdeutlicht wird.“

Die PIK-Maßnahmen haben sich zu einem Erfolgsprojekt entwickelt und könnten Vorbild für weitere ähnliche Projekte sein. Ideen gibt es in der (politischen) Diskussion jedenfalls bereits einige. Und es zeigt sich, dass die unterschiedlichen Akteure in der Region in Sachen Arten- und Naturschutz bereits seit Jahren zielgerichtet zusammenarbeiten - damit es auch weiterhin zirpt und zwitschert und die Wiesenbrüter ihre Heimat haben.

Infokasten:

Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen (PIK) sind eine von der Politik neu geschaffene Möglichkeit der Kombination von Naturschutz und landwirtschaftlicher Nutzung als Alternative zu herkömmlichen Ausgleichsmaßnahmen. PIK-Maßnahmen sollen der Förderung von Arten dienen, die durch Bau- und Flächenumwandlungsprojekte beeinträchtigt werden. Hierzu soll mit freiwillig teilnehmenden Landwirten ein Vertrag geschlossen werden, in dem eine angepasste landwirtschaftliche Nutzung auf Acker gesichert wird. Das vom Landschaftspflegeverband Straubing-Bogen durchgeführte PIK-Projekt stellt ein bayernweites Pilotprojekt dar. In solchem Umfang wurde bisher noch kein PIK-Projekt durchgeführt. 

Der LPV Straubing-Bogen bietet interessierten Landwirten unverbindliche Beratungsgespräche zu den möglichen PIK-Maßnahmen an. Wenn sich ein Flächenbewirtschafter zur Umsetzung einer oder mehrerer PIK-Maßnahmen entscheidet, wird dies vertraglich geregelt. Die Vertragslänge ist dabei variabel.

Foto: Teilnehmer der PIK-Rundfahrt lauschen vor einer Blühfläche mit einer Brache im Hintergrund den Ausführungen von LPV-Geschäftsführerin Julia Hagner.