„Von diesem Thema sind früher oder später alle betroffen“
Er hörte zu, notierte, stellte Fragen, kannte viele Argumente und erfuhr auch manches neues – MdL Josef Zellmeier war zu Gast beim Arbeitskreis Gerontopsychiatrie der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Straubing (PSAG), die sich am Montag im Landratsamt Straubing-Bogen mit der Situation der Seniorinnen und Senioren in den Pflegeeinrichtungen des Landkreises befasste.
„Es war der Wunsch der Einrichtungsleitungen, sich mit MdL Zellmeier zu treffen, um ihm im Austausch die drängendsten Probleme und Forderungen dazulegen – auch, um dies entsprechend im Bayerischen Gesundheitsministerium in München zu hinterlegen“, so Sonja Oertel, Geschäftsführerin der PSAG und Sozialpädagogin am Gesundheitsamt.
Auch Landrat Josef Laumer war bei diesem Austausch mit dabei: „Es ist ein drängendes Thema, zu dem wir ja auch erst kürzlich einen Runden Tisch mit Gesundheitsminister Holetschek sowie eine Podiumsdiskussion in Straubing hatten. Die Thematik und Problematik geht dabei weit über das Thema Bezahlung hinaus.“
Dies bestätigte auch Victoria Guggenthaler, 1. Vorsitzende der Arbeitsgruppe und Heimleiterin des Caritas Marienstift in Straubing. Sie stellte sechs Hauptthemen vor: die Positionierung des Freistaats Bayern zur Umsetzung des neuen Personalbemessungsverfahren (PeBeM); mehr Transparenz der Politik hinsichtlich Beschlüssen und dadurch schnellere Planbarkeit in der Praxis; gesetzliche Vorgaben wie Nachtdienst-Schlüssel überdenken, mehr Flexibilität und Eigenverantwortung an die Einrichtungen übertragen; (mehr) Refinanzierung von Stellen, schnellere Genehmigungsverfahren; Refinanzierung trägerbezogener Springer-Pools für die Einrichtungen; Behandlungspflege muss auch für stationäre Pflege über die Kassen abgerechnet werden können.
„Einem Springerpool, welcher nicht einrichtungsbezogen bzw. trägerbezogen verortet wird, stehen wir skeptisch gegenüber. Bei kurzfristigen Personalausfällen wird ein solcher Pool keinerlei Effekte bringen“, so Guggenthaler, die weiterhin ausführte: „Es gibt auch gute Konzepte, wie man mit einer geringeren Fachkräftequote auch nicht weniger Qualität anbietet, sofern diese dem tatsächlichen Bedarf entspricht.“ Ein weiterer Kritikpunkt: „Bis heute ist nicht klar, wie genau das Personal beim neuen Personalbemessungsverfahren bemessen wird. Das soll zum 1. Juli kommen, aber das Bayerische Gesundheitsministerium hat sich bisher zur Umsetzung nicht geäußert.“
Nach dem rund zweistündigen Austausch hatte Josef Zellmeier viele Punkte notiert. „Und ich werde diese Dinge auf jeden Fall mit Minister Holetschek besprechen. Denn der demographische Wandel wird diese Thematik noch weiter verschärfen. Aber es wurde nicht nur heute auch deutlich, dass das Thema sehr komplex und vielschichtig ist und einfache Lösungen nicht immer möglich. Klar ist aber, dass das verfügbare Personal immer mehr an Grenzen stößt.“ In diesem Zusammenhang bedankte sich Landrat Laumer auch bei den pflegenden Angehörigen zu Hause, die für Entlastung auch der Senioren- und Pflegeeinrichtungen sorgen würden. Als positiv wurde von allen Beteiligten auch die geplante Wiederaufnahme der Pflegeschule in Mallersdorf-Pfaffenberg gesehen.
Die Dringlichkeit der Diskussion machte abschließend Victoria Guggenthaler noch einmal deutlich: „Von dem Thema sind früher oder später alle in der Gesellschaft betroffen.“