"Schulterschluss" am Landratsamt
Auf Einladung von Dipl.-Sozialpädagogin Rosi Rinkl (KoKi-Netzwerk Frühe Kindheit) haben sich 18 Akteure aus dem Bereich Jugendhilfe, Suchthilfe und den Frühen Hilfen zum Seminar „Schulterschluss“ im Landratsamt Straubing-Bogen getroffen. „Schulterschluss“ verfolgt die Zielsetzung die Kooperationsbeziehungen zwischen den einzelnen Netzwerkpartnern zu verbessern und passgenaue Angebote für Kinder in suchtbelasteten Familien zu initiieren bzw. zu optimieren.
Unter der fachlichen Moderation von Rene Spilner (Suchthilfe) und Christina Binder (Jugendhilfe) befassten sich die Fachkräfte an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit einem umfangreichen Themenkomplex, der in vier Module aufgegliedert war.
Inhalte waren die Klärung der rechtlichen Grundlagen von Kinderhilfe und Suchthilfe, Information über die im Sozialraum vorhanden Angebote, und die wechselseitige Klärung des professionellen Auftrages, sowie der Datenschutzvorschriften.
Weiterhin wurde die Thematik Suchtmittel in Bezug auf „Konsum“, „Missbrauch“ und „Abhängigkeit“ dargelegt und über diagnostische Kriterien und Behandlungsmöglichkeiten informiert.
Das Modul 2 ging auf die Lebenslagen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit suchtbelasteten Eltern ein und wies auf besondere Risiken für die betroffenen Kinder hin, die umso gravierender sein können, je jünger die Kinder sind. Daraus resultierten vielfältige Schlussfolgerungen für die Arbeit mit suchtbelasteten Familien.
Das Modul 3 hatten den Schwerpunkt „Elternrolle und Elternverantwortung“ und beschäftigte sich mit dem frühzeitigen Erkennen von Suchtstörungen, sowie Ansätze für eine gelingende Kooperation mit den Eltern.
Thema des Modul 4 war die konkrete Kooperation zwischen Jugend- und Suchthilfe.
Hier wurde besonders deutlich, dass betroffene Eltern mehr Informationen darüber benötigen, wie Kinder die Sucht der Eltern erleben und welche Problemlagen sich für die Kinder daraus ergeben. Ein weiterer Themenbereich war, betroffene Eltern über die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten für Familien und Kinder besser zu informieren - die meisten davon sind kostenfrei.
Das zweitägige Seminar endete mit den Fragestellungen: Reichen unsere vorhandenen Angebote aus? Müssen diese optimiert werden? Und wie gelingt ein besserer Zugang von Betroffenen zu den Hilfsangeboten? Wo können wir durch bessere Vernetzung mehr erreichen und wie wollen wir diese zukünftig gestalten?
Fakt ist, dass Kinder von suchtkranken Eltern ein mehrfach höheres Risiko haben, später selber an einer Sucht zu erkranken und sich durch das Aufwachsen in einer suchtbelasteten Familie vielfältige Folgeerscheinungen ergeben können, die das Gesundheitswesen, das Schulwesen, die Justiz und die Jugendhilfe und anderes mehr betreffen. Diesbezüglich kommt auch Präventionsangeboten ein sehr hoher Stellenwert zu. In den letzten Jahren sind zudem mehrere neue „Süchte“ hinzugekommen!
Das Praxisprojekt „Schulterschluss“ ist in Baden-Württemberg entstanden. Projektträger in Bayern sind: die Aktion Jugendschutz Landesarbeitssstelle Bayern e.V. und Prop -Verein für Prävention, Jugendhilfe und Suchttherapie e.V.
Das Vernetzungsprojekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Integration gefördert.
Foto: Die Moderatoren Rene Spilner (links) und Christina Binder (rechts) sammeln und besprechen die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen an einer Stellwand.