Vernetzung über die Landkreise hinaus
Ein Unternehmertag ist keine neue Erfindung – einen Unternehmertag über Landkreisgrenzen hinweg einzuführen, ist indes ein neuer Ansatz. Unter dem Arbeitstitel „WIRtschaft regional – gemeinsam wachsen!“ hatte der Wirtschaftsreferent des Landkreises Straubing-Bogen, Martin Köck, nicht nur Firmen aus dem Landkreis Straubing-Bogen eingeladen, sondern auch Politiker, Wirtschaftsförderer, Regionalmanager und Firmen aus den Nachbarlandkreisen.
„Das WIR, das Gemeinsame, soll mit dieser Veranstaltung betont werden“, stellte Straubings Landrat Josef Laumer eingangs dar. „Das regionale Miteinander steht im Vordergrund.“ Dass dieser Ansatz durchaus nicht immer so einfach umzusetzen ist, machte Kelheims Landrat Martin Neumeyer deutlich: „Jeder Landkreis hat ja im Prinzip dieselben Probleme. Aber natürlich sind wir irgendwo auch Konkurrenten. Deshalb finde ich es eine sehr mutige Sache, so einen großen Kreis einzuladen.“ In einem freilich waren sich die Politiker wie Neumeyer, Deggendorfs Stellvertretender Landrat Josef Färber oder Freyung-Grafenaus Stellvertretende Landrätin Helga Weinberger einig: Wirtschaftsförderung ist mittlerweile ein entscheidender Punkt in jedem Landkreis. „Alle Landräte haben mittlerweile kapiert, wie wichtig gute Wirtschaftsförderung ist“, so Neumeyer. Und Helga Weinberger ergänzte: „Dadurch werden Arbeitsplätze geschaffen, auch wenn jeder Landrat weiß, dass es nicht immer einfach ist, alle Städte, Märkte und Gemeinden unter einen Hut zu bringen.“ Josef Färber freute sich über einen „breitgestreuten Nachmittag, der wirtschaftlich, gesellschaftlich und sportlich viele interessante Themen verbindet.“
Denn das von Martin Köck zusammengestellte Programm war hochkarätig. Unternehmensberater Dr. Ingo Bossers referierte zum Thema „Lohnkostenoptimierung 4.0 – Mitarbeiter finden, binden, motivieren“. Dabei stellte er Möglichkeiten vor, wie sogenannte weiche Faktoren und Benefits jenseits von Lohnerhöhungen für eine bessere Mitarbeiterbindung sorgen können. Daran schloss sich ein Vortrag von Prof. Dr. Markus Lemberger über „Innovative Kooperationsnetzwerke“ an. Er zeigte Innovationspotenziale auf und machte ein Schlagwort deutlich: „Vernetzen, nicht verstricken.“
Vernetzen war überhaupt das Thema des Tages. „Aber man muss sich dafür auch kennen. Netzwerken ist kein Selbstzweck“, unterstrich Ministerialrätin Dr. Patricia Callies aus dem Bayerischen Wirtschaftsministerium, die extra aus München angereist kam und damit die Bedeutung der Veranstaltung unterstrich. „Wir wollen hier Kontakte über die Landkreise hinaus aufbauen“, machte der Straubinger Landrat einen wichtigen Sinn dieses Unternehmertags deutlich. Und das gelang bei den gut 60 Teilnehmern sehr schnell. So wurde zum Beispiel intensiv über und mit einem Schreinereibetrieb aus dem Landkreis Deggendorf diskutiert, der seit Jahren keinerlei Probleme hat, Auszubildende zu bekommen. Wichtige Anregungen für andere Betriebe konnten so ausgetauscht werden.
Dem Netzwerken diente auch das weitere Programm: Ein Besuch des Gäubodenvolksfest-Pokal-Spiels des DEL-Clubs Straubing Tigers gegen Nürnberg und der an- und abschließende Volksfest-Besuch. Tigers-Geschäftsführerin Gaby Sennebogen und ihr Ehemann, der Unternehmer und Tigers-Gesellschafter Erich Sennebogen, stellten den Eishockey-Club vor und sorgten mit einigen Zahlen für Erstaunen in der Runde, so zum Beispiel beim Jahresetat von satten sechs Millionen Euro. „Spitzen-Wirtschaft trifft Spitzen-Sport“, machte Wirtschaftsreferent Köck den Zusammenhang klar und Erich Sennebogen stellte das Netzwerken auch hier wieder in den Vordergrund. „Das Eisstadion und der VIP-Raum sind mittlerweile ein wichtiger Treffpunkt der heimischen Wirtschaft geworden. Da tauscht man sich aus und knüpft wichtige berufliche Kontakte.“ Und in Richtung Landrat Josef Laumer meinte er mit einem Augenzwinkern. „Auch ein Landrat kann da netzwerken und es gibt sogar noch etwas, das die Wirtschaft und den Eishockeysport verbindet: Es herrscht ein Mangel an deutschen Fachkräften.“ Den Puck nahm Josef Laumer in diesem Fall bereitwillig auf: „Die Straubing Tigers sind auch für uns als Landkreis ein Aushängeschild. Und sie sind auch ein Aushängeschild für ganz Niederbayern. Egal, wo man in Deutschland unterwegs ist, sprechen einen die Leute beim Namen Straubing sofort auf die Tigers an. Deshalb geht heute mein Dankeschön auch an die Gesellschafter und die Wirtschaft als Unterstützer, denn was dort geschaffen wurde, ist positiv für die gesamte Region.“
Die gelöste Stimmung unter den Teilnehmern und die lange andauernden Gespräche in den unterschiedlichsten kleineren und größeren Gruppen, sowohl am Rande der Vorträge im Sitzungssaal des Landratsamtes Straubing-Bogen, wie auch im Eisstadion und auf dem Volksfest machten deutlich, dass die Zielsetzung des Tages vollauf erreicht wurde. Dementsprechend resümierte am Ende auch Martin Köck zufrieden: „Die Rückmeldungen von allen Seiten waren durchweg positiv und alle wünschen sich eine Wiederholung.“ Gemeinsam statt gegeneinander, wir statt ihr – der ostbayerische Raum hat an diesem Tag einmal mehr seine Fähigkeiten und seine Stärke gezeigt. Und damit auch unterstrichen, dass man gemäß dem Motto des Unternehmertages gemeinsam wachsen und so eine Aufsteiger- und Erfolgsregion bleiben will.
Foto: Die Teilnehmer am Unternehmertag aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft beim gemeinsamen Gruppenfoto vor dem Landratsamt Straubing-Bogen.