Prüfen, rufen, drücken

21. September 2023: Woche der Wiederbelebung beschäftigt sich mit der Laienreanimation, die hilft, Leben zu retten
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Machen in der Integrierten Leitstelle Straubing auf die Woche der Wiederbelebung aufmerksam: Christian Ernst (Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, hinten links), Karl Maurus (Leiter ILS Straubing, hinten rechts) und Lucas Götz (vorne) an dem Arbeitsplatz, an dem er im Februar mittels Telefonreanimation mitgeholfen hat, ein Leben zu retten.

Die Woche der Wiederbelebung findet jedes Jahr statt. Sie ist eine Initiative des German Resucitation Council GRC und soll das Bewusstsein für Laienreanimation stärken. Sie steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit. Noch bis Sonntag findet die diesjährige Aktionswoche statt. Grund genug für die Integrierte Leitstelle in Straubing auf die vor zehn Jahren bayernweit eingeführte Telefonreanimation hinzuweisen. In deren Bereich hat diese Art der Rettung nämlich zum Beispiel im Februar dieses Jahres einem Elektromeister aus der Gemeinde Offenberg (Landkreis Deggendorf) das Überleben gesichert.

Denn besteht bei einem Notruf der Verdacht auf einen Herzkreislaufstillstand, wird nicht nur der nächste freie Notarzt und ein RTW zur Einsatzstelle disponiert, sondern erhält der Anrufer vom Disponenten auch noch eine strukturierte Anweisung zur Reanimation bis Notarzt und Rettungsdienst eintreffen. „Leider können die Disponenten die Anrufer nicht immer davon überzeugen, dieses Angebot anzunehmen. Alleine 2022 mussten sich die Leitstellenmitarbeiter in Straubing 99-mal damit zufriedengeben, nur professionelle Hilfe zu entsenden, da die Anrufer nicht bereit waren, die Notfallpatienten mit Hilfe der telefonischen Anleitung wiederzubeleben“, so Christian Ernst, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst des Rettungszweckverbandes Straubing (umfasst die Stadt Straubing, den Landkreis Straubing-Bogen, den Landkreis Deggendorf und den Landkreis Regen). Manchmal ist die Umsetzung war nicht möglich, da der Anrufer nicht direkt vor Ort ist oder das Alter die Umsetzung nicht zulässt. Aber: „Meist ist aber die Angst etwas falsch zu machen der Grund dafür, dass der Anrufer diese überlebenswichtige Erste Hilfe unterlässt“, sagt Karl Maurus, Leiter der ILS Straubing.

Klar, moderne Systeme wie die Mobilen Retter in Stadt und Landkreis Straubing-Bogen, die First-Responder Einheiten der Feuerwehren im Landkreis Deggendorf, sowie die Helfer-vor-Ort Einheiten der Hilfsorganisationen in allen Landkreisen im Leitstellengebiet können mitunter die Zeiten bis zum Eintreffen des professionellen Rettungsdienstes überbrücken. „Aber die Überlebenschancen könnten sich verdoppeln, wenn die Reanimationsmaßnahmen frühest möglich beginnen“, betont Christian Ernst. Die Rettungskette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Nur etwa jede/r Zehnte der 70.000 Menschen, die pro Jahr in Deutschland einen plötzlichen unerwarteten Herz-Kreislaufstillstand erleiden, überlebt, da nach 3-5 Minuten das Gehirn zu sterben beginnt. Der Rettungsdienst benötigt durchschnittlich acht bis zwölf Minuten bis zum Eintreffen. Bis dahin kann und muss also der anwesende Laie mit einer einfachen Herzdruckmassage lebensrettende Maßnahmen ergreifen und die Zeit überbrücken. „Die Angst etwas falsch zu machen, ist unbegründet“, macht Christian Ernst deutlich. „Der größte Fehler ist, nichts zu tun.“

Und dass man mit dem Eingreifen und der Telefonreanimation Leben retten kann, zeigt der Fall des Elektromeisters aus dem Landkreis Deggendorf. Im Februar hat dessen Frau die Notrufnummer 112 gewählt, nachdem ihr Mann zu Hause einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet. Am anderen Ende der Leitung in der ILS Straubing nahm Lucas Götz den Hörer ab. Während der hauptamtliche Mitarbeiter der ILS Notarzt und Rettungsdienst alarmiert, beginnt er auch mit den telefonischen Instruktionen für die Ehefrau zur Reanimation, neun Minuten lang. Der Mann überlebt ohne bleibende Schäden. „Hier haben alle Rädchen perfekt ineinander gegriffen“, sagt Christian Ernst.

 

Die ILS hat passend zur Woche der Wiederbelebung gemeinsam mit Christian Ernst noch einmal die wichtigsten Schritte im Fall der Fälle zusammengefasst:

 

·         Der erste Schritt bei der Wiederbelebung lautet „PRÜFEN“:

Bricht jemand zusammen, muss sofort geprüft werden, ob die Person auf lautes Ansprechen oder Schulterschütteln reagiert und normal atmet. Falls keine Reaktion erfolgt und die Person gar nicht mehr oder nicht normal atmet, gehen wir zum zweiten Schritt.

 

·         Der zweite Schritt lautet „RUFEN":

Per Notruf muss der Rettungsdienst alarmiert werden.

 

·         Der dritte Schritt lautet „DRÜCKEN“:

Sobald der Notruf getätigt ist, beginnen Sie mit der Herzdruckmassage. Im besten Fall instruiert Sie immer die/der Leitstellendisponent/in bei der Durchführung der Herzdruckmassage am Telefon, die sogenannte Telefonreanimation. Die Herzdruckmassage funktioniert wie folgt: Die Person liegt auf dem Rücken. Die/der Retter/in kniet neben dem Brustkorb der Person, öffnet eventuell das Oberteil und legt die Handballen, einen über den anderen, in die Mitte des Brustkorbes zwischen die Brustwarzen. Anschließend wird die Brust mit durchgestreckten Armen und den Schultern über dem Druckpunkt bei Erwachsenen mindestens fünf, höchstens sechs Zentimeter tief, eingedrückt. Unmittelbar danach muss der Druck sofort komplett weggenommen und der Brustkorb entlastet werden. Auf diese Weise drückt und entlastet man abwechselnd 100- bis 120-mal pro Minute, das entspricht ungefähr zwei Mal pro Sekunde – zum Beispiel im Rhythmus des Songs „Stayin' Alive“ der Bee Gees. Die Herzdruckmassage darf bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes nicht unterbrochen werden.

 

Foto: Machen in der Integrierten Leitstelle Straubing auf die Woche der Wiederbelebung aufmerksam: Christian Ernst (Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, hinten links), Karl Maurus (Leiter ILS Straubing, hinten rechts) und Lucas Götz (vorne) an dem Arbeitsplatz, an dem er im Februar mittels Telefonreanimation mitgeholfen hat, ein Leben zu retten.