Jahrtausendealte Geschichte im Landkreis

Der heutige Landkreis Straubing-Bogen hat Anteil an drei völlig unterschiedlichen Naturräumen: dem kristallinen Mittelgebirge des Bayerischen Waldes im Nordosten, dem Donautal mit den begleitenden fruchtbaren Lößterrassen des Gäuboden in der Mitte und dem sanft gewellten tertiären Hügelland im Südwesten.
 
Von der Jungsteinzeit zu den Römern
Seit wann diese Gegend in der Altsteinzeit überhaupt von Menschen durchzogen wurde, ist unbekannt. Die wenigen Steinwerkzeuge, die frühe Jäger hinterlassen haben und durch Zufall wieder entdeckt wurden, stammen von Zeitgenossen des Neandertalers aus unvorstellbar fernen Zeiten und sind etwa 25–50.000 Jahre alt. Menschheitsgeschichte wird in Niederbayern erst mit dem Beginn der Jungsteinzeit vor fast 8.000 Jahren nachvollziehbar. Die ersten, die sich dauerhaft im damals noch bewaldeten Gäuboden niederließen, waren Bauern. Der Bayerische Wald bleibt zunächst als Siedlungsraum unattraktiv. Erst für die späte Jungsteinzeit lässt sich der Beweis einer spärlichen Nutzung führen.
 
Im 8. Jahrhundert v. Chr. entstehen neue Machtstrukturen. Reiche Großbauern leisten sich Gutshöfe, deren Spuren sich im Boden von Gäu und Hügelland allenthalben nachweisen lassen: große viereckige Hofanlagen von metertiefen Gräben eingefasst. Ihre einstigen Bewohner ruhen unter großen Grabhügeln, in ganzen Friedhöfen, die mehr und mehr in den Flußauen entdeckt werden. Im 5. Jahrhundert v. Chr. tauchen die Kelten in unserem Raum auf und bestimmen bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts vor Christi Geburt das Geschehen. Neben Funden und Befunden aus Siedlungen und Gräbern haben sie vor allem ihre heiligen Bezirke hinterlassen. Als „Viereckschanzen“ haben sich einige bis heute im Schutz der Wälder erhalten, die bedeutendsten bei Geiselhöring.
 
Wenige Jahre vor Christi Geburt nehmen die Römer das Alpenvorland in Besitz. Für fast fünf Jahrhunderte wird die Donau nun zur Grenze gegen das freie Germanien. Der heutige südliche Landkreis war Bestandteil der Provinz Raetien. Neben dem großen Legionslager in Regensburg entstanden entlang der Donau Kastelle, stark befestigte Militärstützpunkte und Kasernen. Aus dem römischen Kastell „Sorviodurum“ am Südufer der Donau unterhalb der Mündung des Allachbaches wird später der Name für Stadt und Kreis Straubing abgeleitet. Nicht zufällig legten die Römer ihr Kastell dort an, wo die uralte Wegetrasse von Böhmen her über die Furth-Chamer-Senke und den Stallwanger Sattel nach Süden ins Donautal mündet. Über diesen Weg gelangten schon in spätrömischer Zeit Germanen aus Südböhmen in das römische Vorland. Sie ließen sich auf dem Landstreifen zwischen Donau und Wald nieder und bildeten in unserem Raum, nach dem Zusammenbruch der römischen Militärmacht im 5. Jahrhundert, einen Bestandteil des Völkergemisches, aus dem Jahrzehnte später allmählich ein neues Staatsgebilde wird und ein Volk, das sich Bajuwaren nennt.
 
Erste schriftliche Quellen
Blick auf die Pfarrkirche in Westen, zwischen Ober- u. Niederlindhart gelegen, wo sich in dieser Gegend im Sommer 740 der Hl. Willibald mit Bonifatius und Suidger getroffen haben soll. (Foto K. Böhm)
Erst im 8. Jahrhundert nach Christus, nach über 6 Jahrtausenden dauerhafter Besiedlung, wird Geschichtsschreibung im Landkreis mit Hilfe spärlicher schriftlicher Quellen möglich. Einem Besitzverzeichnis des Klosters Niederalteich verdanken einige Orte ihre „erste urkundliche Nennung“, die in die Jahre um 740 zurückdatiert werden kann. Ein Ereignis aus der geschriebenen Biographie des Hl. Willibald fand im Sommer 740 in „linthart“ (Ober- oder Niederlindhart) statt. Dort trafen sich Bonifatius und Willibald mit Suidger, einem der Mächtigsten des damaligen Bayern auf dem Hof eines Ortsadeligen. Willibald erhält dort den Auftrag, ein Kloster in Eichstätt zu gründen, aus dem das spätere Bistum erwuchs. Möglicherweise wird zu dieser Zeit auch in (Pfaff-)Münster am Fuß des Bayerischen Waldes ein erstes Kloster erbaut. Der unwirtliche Bayerische Wald ist der letzte nicht erschlossene Raum. Rodung und Ausbau bedeuten Grunderwerb, Grund und Boden bedeuten Reichtum.

Foto: Blick auf die Pfarrkirche in Westen, zwischen Ober- u. Niederlindhart gelegen, wo sich in dieser Gegend im Sommer 740 der Hl. Willibald mit Bonifatius und Suidger getroffen haben soll. (Foto K. Böhm)

Grafen von Bogen
Mit zahlreichen Veranstaltungen wurde im Jahr 2004 an die Hochzeit von Ludmilla u. Herzog Ludwig vor 800 Jahren erinnert.
Mangels schriftlicher Quellen für das 9. und 10. Jahrhundert bleibt unklar, wer auf dem Bogenberg eine erste Burg errichtet und dabei umfangreiche ältere Wallanlagen weiter benützt und ergänzt. Erst im 11. Jahrhundert tauchen in den Quellen die „Grafen von Bogen“ auf. Sie mehren ihren Besitz im Land südlich der Donau und besonders im Bayerischen Wald bis hinein nach Böhmen, gründen Klöster an der Donau (Oberaltaich) und im Vorwald (Windberg).  Die letzte Bogener Gräfin Ludmilla, eine böhmische Herzogstochter, heiratet 1204 in zweiter Ehe Ludwig den Kelheimer, einen Wittelsbacher.

Foto: Mit zahlreichen Veranstaltungen wurde im Jahr 2004 an die Hochzeit von Ludmilla u. Herzog Ludwig vor 800 Jahren erinnert.

Als Wappen führten die Grafen von Bogen die weißblauen Rauten. Aus diesem Grund gilt der Landkreis Straubing-Bogen als Heimat des bayerischen Rautenwappens. Nach dem Tod der Bogener Grafen 1242 übernahmen die Wittelsbacher neben den Ländereien auch die Rauten in ihr Wappen. Schließlich prägen die markanten Rauten auch das bayerische Staatswappen und sind heute eines der bekanntesten Symbole für den Freistaat Bayern. 

Im wittelsbachischen Bayern entstehen neue Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen, deren Weiterentwicklung im 19. Jahrhundert zu den Grundlagen der heutigen Landkreise führen.
 
Gebietsreform 1972
Der heutige Landkreis Straubing-Bogen entstand im Zuge der Gebietsreform am 1. Juli 1972 und wurde im Umfang am 1. Mai 1978 nochmals geringfügig verändert. Er besteht insbesondere aus dem ehemaligen Landkreis Bogen (ohne die Gemeinde Bernried), dem ehemaligen Landkreis Straubing (ohne die Gemeinden Alburg, Hornstorf, Ittling, Kagers und Unterzeitldorn) und der Hälfte des ehemaligen Landkreises Mallersdorf (insbesondere entlang der Kleinen Laber). Außerdem wurden aus dem Landkreis Regensburg Teile der heutigen Gemeinde Kirchroth, aus dem ehemaligen Landkreis Kötzting Teile der ehemaligen Gemeinde Grub, aus dem Landkreis Cham Teile der Gemeinde Rettenbach, aus dem Landkreis Dingolfing-Landau die ehemalige Gemeinde Großenpinning und ein Teil der Gemeinde Mengkofen sowie aus der Stadt Straubing der Gemeindeteil Rohrhof eingegliedert.